Meine Freundin hat Krebs. Krebs, den sie seit Jahren zu besiegen versucht. Nach hundert Krankenhausaufenthalten, tausend Arztbesuchen, Akupunktur-Sitzungen und hoffentlich einer letzten Chemotherapie versucht sie den Kampf sogar über die Ernährung aufzunehmen. Im „Kopps“ am Koppenplatz, einem veganen Berliner Restaurant, erzählte sie mir von Attila Hildmann, dem Veggie-Koch, der mit 100 Testpersonen ein veganes Experiment startete: Vegan for fit, die 30-Tage-Challenge. Dieser Herausforderung wollte sich meine Freundin auch stellen.
Da mir bei meinem wirklich ersten veganen Menü weder Fisch noch Fleisch fehlten und ich bei uns überwiegend koche, erklärte ich mich spontan solidarisch mitzumachen.
Dreißig Tage lang, den gesamten Monat September, werden wir uns also rein pflanzlich ernähren, werden Hildmanns Rezepte aus seinem Buch „Vegan for Fit“ nachkochen, abwandeln und vielleicht eigene Gerichte kreieren. Wir werden neben tierischen Eiweißquellen selbst Milch und Honig meiden, auf Weißmehl, Zucker und Alkohol verzichten, nur Wasser und Shakes trinken und nach 19.00 Uhr nichts mehr essen.
Es wird ein Abenteuer, bei dem selbst die benötigten Lebensmittel umständlicher als bisher beschafft werden müssen. Aber wozu lebe ich in Berlin?
Die Basics sind gekauft, das Gemüsefach ist voll. Heute ist Sonntag, der 1. September. Perfekter kann es nicht losgehen mit -
Tag 1:
Zum Frühstück um 9.00 Uhr gibt es Kaffee und Beeren-Müsli. Das ist für mich nichts Neues, da ich jeden Arbeitstag so starte. Nur wird jetzt der Joghurt durch Hafermilch und der Honig durch Agavendicksaft ersetzt. Noch eine Messerspitze gemahlene Vanille, aufgetaute Tiefkühl-Beeren und statt der Hasel- und Walnüsse gebe ich geröstete Mandeln dazu. Das lässt sich ja beliebig variieren.
Ich staune nur über die (abgewogene) Müslimenge: 100 g! Sonst nehme ich 2,5 Esslöffel. Aber gut, das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages und soll anhaltend satt machen. Und das tut es. Meine Freundin bevorzugt morgens dagegen einen Shake aus Hafermilch, Beeren, Banane, Agavendicksaft, Haferflocken und Matcha (gestoßener grüner Tee).
Mittags bin ich immer noch satt und gehe 10 km laufen, was ich mit Besuchen im Fitness-Studio regelmäßig tue. Trotzdem wiege ich bei einer Größe von 1,83 m 90 kg. Da lässt sich bestimmt noch einiges nach unten korrigieren.
Nachmittags habe ich keine Zeit zum Kochen. Ich esse schnell eine Banane, werfe einige Haselnüsse und getrocknete Aprikosen ein. Das muss reichen. Tut es aber nicht. Erst um 18.00 Uhr stehe ich wieder am Herd. Die Zeit wird knapp, da 19.00 Uhr kulinarische Deadline ist. Zucchini-Spaghetti stehen auf dem Plan, mit Avocado-Basilikum-Creme. Der erste Schrecken: Meine zwei Avocados sind zu wenig. Statt 700 g bringt ihr Fruchtfleisch gerade mal 250 auf die Küchenwaage. Sei´s drum. Nehme ich eben weniger Balkon-Basilikum, Zitronensaft, Pfeffer, Meersalz, Chili, nur einen Schuss Olivenöl und - abweichend vom Rezept - eine kleine Knoblauchzehe als Draufgabe und püriere das Ganze schön cremig.
Dann der zweite Schrecken: Die mit dem Spiralschneider zu Spaghetti verarbeitbaren Zucchini (zwei statt vier) werden weder gegart noch blanchiert. Sie kommen als Rohkost zur Creme. Oha! Aber wenigstens ist im Nu angerichtet.
Wie es schmeckt? Erstaunlich gut, obwohl es kalt ist. Und es macht immer noch zwei Personen satt.
PS: Nur für das Foto habe ich erst einmal alles auf einen Teller gefüllt.