Das Jaulen
Des Hundes
Vor des Fensters
Nervt! des Kopfwehs Besitzers.
Warum? Fragt des nicht!
Erschießt das Jaulen!
Und des Hundes gleich mit!
Sagt des Mundes Besitzers
(Nicht des Hundes Besitzers)
Warum? Fragt des nicht!
Da wards still.
Nur des Kopfes Weh
Fragt noch: Warum?
Des Mundes nicht,
Damit des Stille bleibt.
Freitag, 24. Oktober 2003
Donnerstag, 23. Oktober 2003
Herbst
Grünes Licht für gelbe Blätter.
Aus dem Laub tritt kalter Schweiß.
Das Gemüt verfällt dem Wetter;
Jedes Jahr hat seinen Preis.
Vor der Tür ein weites Feld:
Hämatomenhafte Schatten
In den Furchen einer Welt,
Die wir jung erobert hatten.
Abgeerntet sieht das Feld
Wie ein Gottesacker aus.
Unerkannt und unbestellt
Geht ein Mann von Haus zu Haus.
Klopft er jetzt auch noch nicht an,
Wird er in der Nähe bleiben
Und wird sicher irgendwann
Seine alte Schuld eintreiben.
Aus dem Laub tritt kalter Schweiß.
Das Gemüt verfällt dem Wetter;
Jedes Jahr hat seinen Preis.
Vor der Tür ein weites Feld:
Hämatomenhafte Schatten
In den Furchen einer Welt,
Die wir jung erobert hatten.
Abgeerntet sieht das Feld
Wie ein Gottesacker aus.
Unerkannt und unbestellt
Geht ein Mann von Haus zu Haus.
Klopft er jetzt auch noch nicht an,
Wird er in der Nähe bleiben
Und wird sicher irgendwann
Seine alte Schuld eintreiben.
Montag, 20. Oktober 2003
Am Ende, nicht eher
Ein Jahr ist ein Leben
Mit Hoffnung auf mehr:
Das Wollen des Frühlings,
Die Weisheit des Herbstes
Im sterbenden Licht.
Das Ja vor dem Nicht
Gebiert ein Vielleicht
Am Ende, nicht eher.
Mit Hoffnung auf mehr:
Das Wollen des Frühlings,
Die Weisheit des Herbstes
Im sterbenden Licht.
Das Ja vor dem Nicht
Gebiert ein Vielleicht
Am Ende, nicht eher.
Sonntag, 19. Oktober 2003
064 | An der Peripherie
Sonntagmorgen mit Sonne. Im Bett noch etwas gelesen: Alfred Polgar „Die Mission des Luftballons (Skizzen und Erwägungen)“. Will mir beim Altmeister des Feuilletons ein paar Anregungen holen. Dann raus aus dem Bett und Balkontür auf.
Startup mit Kaffee und Radio1. Thema „Platte“, also Glatze, läuft gerade, während ich schreibe. Vom Haarausfall zum anhaltenden Trend oder so. Kein Thema für mich. Meine Haare werden nur grau, halten aber an mir fest wie ich an ihnen.
Balkontür zu.
„Es ist arschkalt geworden“, sagten meine Freunde , als ich mit ihnen um die Häuser zog. Nur meine Nachbarin schreibt von einer sonnigen Terrasse aus Peru. Peru ... Peter Lichts Sonnendeck fällt mir ein statt Inkas und Lamas.
Freitagabend in die Sushi-Bar „Kuchi“ (Gipsstraße 3). An der Peripherie der hippen Mitte brummte der Laden. Ein Freund hatte zum Glück reserviert, und so mussten wir nicht hilflos im Eingangsbereich warten. Was für jeden Sie-werden-plaziert-Ossi so schlimm wie Schlange stehen ist.
Die Homepage www.kuchi.de hatte ich mir vorher schon angesehen. Sehr hübsch, mit Fotos von der Tatami-Lounge und dem Chillout-Garden, immer auch mit 360°-Rundumblick. Aber das Kuchi selber enttäuschte mich ein wenig: Die dienstbaren Japaner dort haben sich so stark von ihrem asiatischen Lächeln entfernt und sich der coolen Berlin-Attitüde angenähert, dass man als Gast das Gefühl bekommt, man sei nur ein kleines Maki-Röllchen. Somit hatte ich nach meiner Bestellung und nach 45 Minuten schon 3 Beck´s weg, aber noch keinen Bissen gegessen. Die Italiener überbrücken wenigstens mit Brot oder Bruschetta.
Gegen das, was dann aufgetischt wurde, lässt sich allerdings nichts sagen. Außer dass es für 9,- Euro zu wenig war. Ich hatte einer Empfehlung zufolge „My Best Friend´s Roll“ (6 Häppchen) genommen (Inside-Out-Roll gefüllt mit Gemüse-Tempura, umhüllt von zartem Lachs mit Spezial-Soße, die lecker nach Soja und Dijon-Senf schmeckte).
Um annähernd satt zu werden, bestellte ich gleich noch (halbe Stunde Wartezeit) ein Basic-Sushi-Menu mit Lachs, Thunfisch, Surimi und Kappa (7,50). Vielleicht gehört es ja zur Zen-Philosophie, dass man nach dem Sushi-Essen immer ein wenig ratlos bleibt.
Dann lieber wie gestern back to the roots: Für 4,- Euro eine Naan-Pizza mit Olivenpaste, getrockneten Tomaten, Rucola und Parmesansplittern in der Kastanienallee 49 (Ich habe darüber schon einmal berichtet). „Der Imbiss“ heißt der Imbiss schlicht und befindet sich an der Ecke Zionskirchstraße, dort, wo die Kastanienallee leiser geworden ist und zum Weinbergsweg hin abfällt.
Jeder, der vorbei kommt, freut sich über das umgedrehte Mc-Donald´s-„M“ am Fenster. Dahinter sieht man, wie ein junger bärtiger Koch sich auflodernde Flammen nutzbar macht. Neben dieser offenen Küche ist Platz für ein Dutzend Esser, und alles wirkt, als habe hier ein Weltenbummler eine mitgebrachte kulinarische Low-Budget-Idee umgesetzt. Wobei es zum Konzept gehören dürfte, sich Gängigem zu verwehren: „Tannenzäpfle“-Bier aus dem Hochschwarzwald statt Beck´s aus Bremen. Mein Tipp also.
Links vom Imbiss gibt es eine junge Kneipe ohne Namen. Dafür erstrahlt sie abends in einem gemütlichen orangen Licht. Orange sind sogar die schirmenden Markisen.
Rechts vom Imbiss, in der Nr. 48, gibt es einen 2nd-Hand-Plattenladen, der auch schon mal bis nach 20 Uhr offen hat. Im selben Haus – und viel augenscheinlicher – eine Pizzeria. „La Castagna“ – jede Pizza für 3,- Euro.
Egal, was man vom Weinbergsweg aus ansteuert, beim Überqueren der Zionskirchstraße muss man aufpassen. Weil aus der Kastanienallee schon mal ein Auto in die Einbahnstraße zum Zionskirchplatz schießt. Dort, am Zionskirchplatz, geht es aber dennoch eher entspannt zu. Empfehlenswert ist die „Kapelle“ (Zionskirchplatz 22-24). „Café“ und „Bar“ steht als rot leuchtende Neonschriftzüge in den großen Fenstern. Innen ist es gemütlich - Rotweinflair. Gut für´s Bleiben. Gemischte Oliven im Cocktailglas und besprochene Angelpläne für den fernen Mai.
Erst wenn sich die stilisierten Eidechsen an den Wänden zu bewegen scheinen, wird es Zeit zu gehen. Wer es sich wie ich dabei in den Kopf setzt, vorn an der Schönhauser noch eine Currywurst bei „Konopke“ zu essen statt eines Schawarmas beim Libanesen, wird enttäuscht: am Wochenende geschlossen. Und das, wo es so arschkalt ist, sagten meine Freunde vorwurfsvoll.
Startup mit Kaffee und Radio1. Thema „Platte“, also Glatze, läuft gerade, während ich schreibe. Vom Haarausfall zum anhaltenden Trend oder so. Kein Thema für mich. Meine Haare werden nur grau, halten aber an mir fest wie ich an ihnen.
Balkontür zu.
„Es ist arschkalt geworden“, sagten meine Freunde , als ich mit ihnen um die Häuser zog. Nur meine Nachbarin schreibt von einer sonnigen Terrasse aus Peru. Peru ... Peter Lichts Sonnendeck fällt mir ein statt Inkas und Lamas.
Freitagabend in die Sushi-Bar „Kuchi“ (Gipsstraße 3). An der Peripherie der hippen Mitte brummte der Laden. Ein Freund hatte zum Glück reserviert, und so mussten wir nicht hilflos im Eingangsbereich warten. Was für jeden Sie-werden-plaziert-Ossi so schlimm wie Schlange stehen ist.
Die Homepage www.kuchi.de hatte ich mir vorher schon angesehen. Sehr hübsch, mit Fotos von der Tatami-Lounge und dem Chillout-Garden, immer auch mit 360°-Rundumblick. Aber das Kuchi selber enttäuschte mich ein wenig: Die dienstbaren Japaner dort haben sich so stark von ihrem asiatischen Lächeln entfernt und sich der coolen Berlin-Attitüde angenähert, dass man als Gast das Gefühl bekommt, man sei nur ein kleines Maki-Röllchen. Somit hatte ich nach meiner Bestellung und nach 45 Minuten schon 3 Beck´s weg, aber noch keinen Bissen gegessen. Die Italiener überbrücken wenigstens mit Brot oder Bruschetta.
Gegen das, was dann aufgetischt wurde, lässt sich allerdings nichts sagen. Außer dass es für 9,- Euro zu wenig war. Ich hatte einer Empfehlung zufolge „My Best Friend´s Roll“ (6 Häppchen) genommen (Inside-Out-Roll gefüllt mit Gemüse-Tempura, umhüllt von zartem Lachs mit Spezial-Soße, die lecker nach Soja und Dijon-Senf schmeckte).
Um annähernd satt zu werden, bestellte ich gleich noch (halbe Stunde Wartezeit) ein Basic-Sushi-Menu mit Lachs, Thunfisch, Surimi und Kappa (7,50). Vielleicht gehört es ja zur Zen-Philosophie, dass man nach dem Sushi-Essen immer ein wenig ratlos bleibt.
Dann lieber wie gestern back to the roots: Für 4,- Euro eine Naan-Pizza mit Olivenpaste, getrockneten Tomaten, Rucola und Parmesansplittern in der Kastanienallee 49 (Ich habe darüber schon einmal berichtet). „Der Imbiss“ heißt der Imbiss schlicht und befindet sich an der Ecke Zionskirchstraße, dort, wo die Kastanienallee leiser geworden ist und zum Weinbergsweg hin abfällt.
Jeder, der vorbei kommt, freut sich über das umgedrehte Mc-Donald´s-„M“ am Fenster. Dahinter sieht man, wie ein junger bärtiger Koch sich auflodernde Flammen nutzbar macht. Neben dieser offenen Küche ist Platz für ein Dutzend Esser, und alles wirkt, als habe hier ein Weltenbummler eine mitgebrachte kulinarische Low-Budget-Idee umgesetzt. Wobei es zum Konzept gehören dürfte, sich Gängigem zu verwehren: „Tannenzäpfle“-Bier aus dem Hochschwarzwald statt Beck´s aus Bremen. Mein Tipp also.
Links vom Imbiss gibt es eine junge Kneipe ohne Namen. Dafür erstrahlt sie abends in einem gemütlichen orangen Licht. Orange sind sogar die schirmenden Markisen.
Rechts vom Imbiss, in der Nr. 48, gibt es einen 2nd-Hand-Plattenladen, der auch schon mal bis nach 20 Uhr offen hat. Im selben Haus – und viel augenscheinlicher – eine Pizzeria. „La Castagna“ – jede Pizza für 3,- Euro.
Egal, was man vom Weinbergsweg aus ansteuert, beim Überqueren der Zionskirchstraße muss man aufpassen. Weil aus der Kastanienallee schon mal ein Auto in die Einbahnstraße zum Zionskirchplatz schießt. Dort, am Zionskirchplatz, geht es aber dennoch eher entspannt zu. Empfehlenswert ist die „Kapelle“ (Zionskirchplatz 22-24). „Café“ und „Bar“ steht als rot leuchtende Neonschriftzüge in den großen Fenstern. Innen ist es gemütlich - Rotweinflair. Gut für´s Bleiben. Gemischte Oliven im Cocktailglas und besprochene Angelpläne für den fernen Mai.
Erst wenn sich die stilisierten Eidechsen an den Wänden zu bewegen scheinen, wird es Zeit zu gehen. Wer es sich wie ich dabei in den Kopf setzt, vorn an der Schönhauser noch eine Currywurst bei „Konopke“ zu essen statt eines Schawarmas beim Libanesen, wird enttäuscht: am Wochenende geschlossen. Und das, wo es so arschkalt ist, sagten meine Freunde vorwurfsvoll.
Freitag, 10. Oktober 2003
063 | Reklame für „Holmes Place“
„Holmes Place“ klingt nach Conan Doyle. Und nicht nach Fitness-Studio. Aber Schnupperwoche hat ja auch nichts mit dem richtigen Riecher zu tun, oder doch?
Von vorn: Diese Woche bin ich Gast-Sportler bei „Holmes Place“ am Gendarmenmarkt, einem Lifestyle- und Wellness-Club, oder anders gesagt: dem Grandhotel unter den Muckibuden. Bereits das Foyer in der Mohrenstraße 50 ist beeindruckend: Durch ein aquarienartig breites Fenster blickt man auf ankommende Schwimmer eines 16 m langen Edelstahlpools. Die wiederum sehen nach außen wie in eine andere Welt. Um indiskret das ganze Becken vom Foyer aus zu überblicken, müsste man sich bücken. Aber das macht man nicht, weil sonst die hübschen Empfangsdamen hinter der Rezeption komisch gucken würden. So lächeln sie freundlich, reichen zwei Handtücher und streichen sich das Haar zurück, während man durch die Drehtür zum Umkleiden nach unten geht. Dabei vernimmt man nicht nur dezente Entspannungsmusik, dabei fällt auch ab, was alltagshalber zu Stress und Verspannungen führt. Kein Gedanke mehr an das windige Berliner Wetter oder windige U-Bahn-Gestalten. Statt nationaler Prolls internationales Klientel. Jawoll, hier geht es elitär zu – was das Niveau angeht, nicht die Standesunterschiede. Denn wer bereit ist, monatlich doppelt so viel zu zahlen wie für andere Studios, ist dabei und: Man bezahlt nicht nur für Gerätenutzung und Kurse, man bezahlt vor allem für einen kleinen Urlaub jenseits des Pauschalen. Geräte (130) und Kurse von Body Pump bis Pilates (ca. 13 Kurse täglich) gibt es natürlich auch, aber man schwitzt im Obergeschoss unter einem großen Glasdach oder kann in die Einkaufspassage des Quartiers 205 blicken, ohne – wie bereits im Pool - selbst groß entdeckt zu werden. Sehen und gesehen werden spielt hier nämlich keine herausragende Rolle. Die Leute wollen wirklich abschalten. Deswegen gibt es auch keine unangenehme laute Musik.
Beim Radfahren oder Laufen vor Flachbildfernsehern kann man sich für eines von fünf TV-Programmen entscheiden und seine mitgebrachte Kopfhörer am Gerät einstöpseln. Frauen, die selbst vor verschämten männlichen Blicken verschont bleiben wollen, können im Ladie´s-Gym-Bereich trainieren.
Es gibt hüben wie drüben Wasserspender für trockene Münder und ausgelegte Handtücher für nasse Körper. Es gibt einen Club-Raum mit Bar und freier Internetnutzung, es gibt mit Ozon angereichertes Wasser im Schwimmbecken (wozu auch immer), einen Whirlpool und den Wellness-Bereich mit finnischer und Bio-Sauna. Hinter den abteilartigen Umkleide-Nischen finden sich Einzelduschen mit Shampoo und Duschgel und vor großen Spiegeln Spender mit Haargel und Bodylotion zur freien Nutzung. Es gibt natürlich auch überall freundliches und gut geschultes Personal – von den Trainern bis zu den Leuten von der Handtuchausgabe (50 Mitarbeiter insgesamt). Perfekter Service also in perfektem Ambiente.
Das 1994 fertiggestellte Sportstudio (3300 qm Nutzfläche) weist klare Formen und edle Materialien auf wie Walnussholz und schwarzen Granit, aber auch grün-blau hinterstrahlte Glaskacheln im Pool-Bereich. Das meiste wurde jedoch weiß belassen. Alles schlicht, aber edel.
Natürlich habe ich mir die einwöchige Mitgliedschaft nicht mit dieser Werbeaktion hier erkauft, beides ist gratis, aber ich würde werben, immer, für Produkte oder Dienstleistungen, die mich beeindrucken. Und ich würde Mitglied werden, wenn sie auch Karate-Kurse im Angebot hätten. So bleibe ich bei meinem Mittelklasse-Studio, für das ich keine Reklame machen muss, und bei den Sportsleuten, die ich schon zu lange kenne und mag.
Berliner, denen statt Kampfsport Fitness und Wellness in der ersten Liga etwas bedeuten, sollten sich nach einer Shopping-Tour in der Friedrichstraße ruhig einmal vor Ort kundig machen. Oder in Wien, Zürich, Barcelona ... Denn „Holmes Place“ gibt es europaweit. _>> www.holmesplace.de_>>
Von vorn: Diese Woche bin ich Gast-Sportler bei „Holmes Place“ am Gendarmenmarkt, einem Lifestyle- und Wellness-Club, oder anders gesagt: dem Grandhotel unter den Muckibuden. Bereits das Foyer in der Mohrenstraße 50 ist beeindruckend: Durch ein aquarienartig breites Fenster blickt man auf ankommende Schwimmer eines 16 m langen Edelstahlpools. Die wiederum sehen nach außen wie in eine andere Welt. Um indiskret das ganze Becken vom Foyer aus zu überblicken, müsste man sich bücken. Aber das macht man nicht, weil sonst die hübschen Empfangsdamen hinter der Rezeption komisch gucken würden. So lächeln sie freundlich, reichen zwei Handtücher und streichen sich das Haar zurück, während man durch die Drehtür zum Umkleiden nach unten geht. Dabei vernimmt man nicht nur dezente Entspannungsmusik, dabei fällt auch ab, was alltagshalber zu Stress und Verspannungen führt. Kein Gedanke mehr an das windige Berliner Wetter oder windige U-Bahn-Gestalten. Statt nationaler Prolls internationales Klientel. Jawoll, hier geht es elitär zu – was das Niveau angeht, nicht die Standesunterschiede. Denn wer bereit ist, monatlich doppelt so viel zu zahlen wie für andere Studios, ist dabei und: Man bezahlt nicht nur für Gerätenutzung und Kurse, man bezahlt vor allem für einen kleinen Urlaub jenseits des Pauschalen. Geräte (130) und Kurse von Body Pump bis Pilates (ca. 13 Kurse täglich) gibt es natürlich auch, aber man schwitzt im Obergeschoss unter einem großen Glasdach oder kann in die Einkaufspassage des Quartiers 205 blicken, ohne – wie bereits im Pool - selbst groß entdeckt zu werden. Sehen und gesehen werden spielt hier nämlich keine herausragende Rolle. Die Leute wollen wirklich abschalten. Deswegen gibt es auch keine unangenehme laute Musik.
Beim Radfahren oder Laufen vor Flachbildfernsehern kann man sich für eines von fünf TV-Programmen entscheiden und seine mitgebrachte Kopfhörer am Gerät einstöpseln. Frauen, die selbst vor verschämten männlichen Blicken verschont bleiben wollen, können im Ladie´s-Gym-Bereich trainieren.
Es gibt hüben wie drüben Wasserspender für trockene Münder und ausgelegte Handtücher für nasse Körper. Es gibt einen Club-Raum mit Bar und freier Internetnutzung, es gibt mit Ozon angereichertes Wasser im Schwimmbecken (wozu auch immer), einen Whirlpool und den Wellness-Bereich mit finnischer und Bio-Sauna. Hinter den abteilartigen Umkleide-Nischen finden sich Einzelduschen mit Shampoo und Duschgel und vor großen Spiegeln Spender mit Haargel und Bodylotion zur freien Nutzung. Es gibt natürlich auch überall freundliches und gut geschultes Personal – von den Trainern bis zu den Leuten von der Handtuchausgabe (50 Mitarbeiter insgesamt). Perfekter Service also in perfektem Ambiente.
Das 1994 fertiggestellte Sportstudio (3300 qm Nutzfläche) weist klare Formen und edle Materialien auf wie Walnussholz und schwarzen Granit, aber auch grün-blau hinterstrahlte Glaskacheln im Pool-Bereich. Das meiste wurde jedoch weiß belassen. Alles schlicht, aber edel.
Natürlich habe ich mir die einwöchige Mitgliedschaft nicht mit dieser Werbeaktion hier erkauft, beides ist gratis, aber ich würde werben, immer, für Produkte oder Dienstleistungen, die mich beeindrucken. Und ich würde Mitglied werden, wenn sie auch Karate-Kurse im Angebot hätten. So bleibe ich bei meinem Mittelklasse-Studio, für das ich keine Reklame machen muss, und bei den Sportsleuten, die ich schon zu lange kenne und mag.
Berliner, denen statt Kampfsport Fitness und Wellness in der ersten Liga etwas bedeuten, sollten sich nach einer Shopping-Tour in der Friedrichstraße ruhig einmal vor Ort kundig machen. Oder in Wien, Zürich, Barcelona ... Denn „Holmes Place“ gibt es europaweit. _>> www.holmesplace.de_>>
Montag, 6. Oktober 2003
062 | Halb leer, halb voll
Das Wetter in den Wechseltagen, unbeständig und launisch: Am 3. Oktober noch einmal aufsteigende Hitze und ein letzter Nackter auf der Nudistenwiese im Volkspark Friedrichshain. Aber jetzt taugen selbst Strickjacken mit Rolli nicht mehr viel. Jogger müssen wegen konkurrierenden Tiefausläufern immer häufiger innere Schweinehunde schlachten und Couch-Kartoffeln sehen sich selbstvergessen Kochsendungen im Fernsehen an. Man kramt immergrüne Inselträume raus („Nicht noch einen Winter in Deutschland!“), man erinnert sich bei „Herr Lehmann“ im Kino oder bei Ossi-Shows zu Hause an vergangene kuschlige Inseltage. Man hat Zeit, mit sich, dem Partner oder dem Ganzen unzufrieden zu sein, fühlt sich aber nicht in der Lage, etwas dagegen zu tun. Man ist morgens schon müde und wie in Pubertätstagen der Meinung, dass alles irgendwie nichts tauge. Traditionell die Politiker, die Bürokraten, Steuergesetze und jetzt auch die Verschuldungen, die Prognosen, das Nullwachstum. Das Wort „Reformen“ kann keiner mehr hören.
In der Baubranche wird wegen der wegfallenden Eigenheimzulagen ungewollt Rilke zitiert: „Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr“. Zumindest in Deutschland. Denn schnell wird von einigen Promis sogar noch der Wohnort in die Schweiz verlegt, weil man nie wissen kann. Oder weil man weiß.
Neulich träumte ich sogar von der Apokalypse: Der Mond fiel auf die Erde. Und die Menschheit hatte nur noch 42 Sekunden zu leben. Nicht schön das.
Ob schon mal jemand mit schwachem Herz einem Alptraum zum Opfer gefallen ist? Nächtlicher Infarkt nach eingebildeten Höllenqualen. Nur bei den Hinterbliebenen heißt es dann neidvoll: „Ein angenehmer Tod! Er ist sanft in seinem Bett entschlafen.“ Oder: „Das hat er nun davon!“ – Je nachdem, was der Verstorbene den Erben hinterlassen hat.
Aber der Oktober hat auch bei grauem Himmel seine Lichtblicke, seine inneren Werte: Da sind die kleinen Dinge, die erfreuen, wie zwei wiedergefundene Leergut-Pfandbons aus dem Jahre 2001. Die DM-Summen waren kaum noch lesbar, wurden mir aber bei Kaiser´s nach einigem Stutzen, Zögern und Umrechnen kulanterweise ausgezahlt. Über 5 Euro! Was sich damit alles anfangen lässt! Zum Beispiel zwei „Refill-Aktionen“ im Fitness-Studio (trinken bis zum Umfallen) oder 1 Flasche Prosecco (reicht noch nicht zum Umfallen). Oder ein Lottoschein (Was kosten die noch mal und was bringen die?) für den Inseltraum oder am Ende doch nur ein Drittel für das Knöllchen an der Windschutzscheibe vor Kaiser´s.
Dann die Oktoberklassiker wie: Sonntagvormittags mit einem Buch, das zu heißem Tee und klassischer Musik passt (Th. Manns „Lotte in Weimar“), auf der Couch. Pure Befriedigung, wenn man vorher duschen und joggen war. In umgekehrter Reihenfolge.
Literarische und musikalische Klassik wird von mir übrigens immer gern im Oktober wiederentdeckt. Sonst hat die Klassik nur bedingte Chancen. Weil der Rest des Jahres fühlbar nicht zeitlos ist. Weil immer alles ganz voll beginnt und ab Oktober halb oder ganz leer ist. Optimistischere Sichtweisen verbieten sich irgendwie von selbst.
In der Baubranche wird wegen der wegfallenden Eigenheimzulagen ungewollt Rilke zitiert: „Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr“. Zumindest in Deutschland. Denn schnell wird von einigen Promis sogar noch der Wohnort in die Schweiz verlegt, weil man nie wissen kann. Oder weil man weiß.
Neulich träumte ich sogar von der Apokalypse: Der Mond fiel auf die Erde. Und die Menschheit hatte nur noch 42 Sekunden zu leben. Nicht schön das.
Ob schon mal jemand mit schwachem Herz einem Alptraum zum Opfer gefallen ist? Nächtlicher Infarkt nach eingebildeten Höllenqualen. Nur bei den Hinterbliebenen heißt es dann neidvoll: „Ein angenehmer Tod! Er ist sanft in seinem Bett entschlafen.“ Oder: „Das hat er nun davon!“ – Je nachdem, was der Verstorbene den Erben hinterlassen hat.
Aber der Oktober hat auch bei grauem Himmel seine Lichtblicke, seine inneren Werte: Da sind die kleinen Dinge, die erfreuen, wie zwei wiedergefundene Leergut-Pfandbons aus dem Jahre 2001. Die DM-Summen waren kaum noch lesbar, wurden mir aber bei Kaiser´s nach einigem Stutzen, Zögern und Umrechnen kulanterweise ausgezahlt. Über 5 Euro! Was sich damit alles anfangen lässt! Zum Beispiel zwei „Refill-Aktionen“ im Fitness-Studio (trinken bis zum Umfallen) oder 1 Flasche Prosecco (reicht noch nicht zum Umfallen). Oder ein Lottoschein (Was kosten die noch mal und was bringen die?) für den Inseltraum oder am Ende doch nur ein Drittel für das Knöllchen an der Windschutzscheibe vor Kaiser´s.
Dann die Oktoberklassiker wie: Sonntagvormittags mit einem Buch, das zu heißem Tee und klassischer Musik passt (Th. Manns „Lotte in Weimar“), auf der Couch. Pure Befriedigung, wenn man vorher duschen und joggen war. In umgekehrter Reihenfolge.
Literarische und musikalische Klassik wird von mir übrigens immer gern im Oktober wiederentdeckt. Sonst hat die Klassik nur bedingte Chancen. Weil der Rest des Jahres fühlbar nicht zeitlos ist. Weil immer alles ganz voll beginnt und ab Oktober halb oder ganz leer ist. Optimistischere Sichtweisen verbieten sich irgendwie von selbst.
Samstag, 4. Oktober 2003
Verführerin mit Apfelkuchen
Ich habe ihn zum Kaffee eingeladen
Und – das mache ich sonst nie –
Hab´auch gebacken: einen Apfelkuchen.
Hab´ lang gebadet, meine schönen Waden
Rasiert und mich gestreichelt, bis ich schrie.
Und nach dem Vorspiel kam er mich besuchen.
Hier riecht´s so gut, hat er nervös gesagt.
Er hat mir Rosen und die Hand gegeben,
Als hätt´ ich kein Gesicht für seinen Mund.
Na warte, dachte ich und hab´ gefragt,
Ob er vom warmen Kuchen wolle, eben
Erst rausgenommen und und und.
Dann ging ich katzenhaft im engen Kleid
Hinaus, mit seinen Rosen, seinen Blicken
Und kam mit meinem Köder schnell zurück.
Das riecht nach Ernte- und nach Weihnachtszeit,
Nach Bratäpfeln mit Zimt, sagt er. Wir nicken.
Er schluckt. Ich reiche ihm ein Kuchenstück.
Fast hätten unsre Finger sich berührt.
Er zieht den Duft ein mit geschloss´nen Augen
Und sieht mich magisch lächelnd lange an.
Bald weiß ich nicht mehr, wer hier wen verführt.
Mein stiller Plan scheint trotzdem was zu taugen.
Er isst und ist ganz hin und weg, der Mann.
Er nascht mir fast schon aus der feuchten Hand.
Er schiebt die Gabel in die Apfelspalten
Und klaubt die Krümel mit den Fingern auf.
Jetzt scheint er fertig und ich bin gespannt.
Wird er die Hände nutzen oder falten?
Und wer bestimmt den weiteren Verlauf?
Was soll´s, ich setze mich jetzt zu ihm hin.
Um seine Schulter leg´ ich meinen Arm.
Ich streich´ ihm zart mit meiner Hand durchs Haar.
Dann küsse ich von seinem glatten Kinn
Den Krümelzucker weg. Und süß und warm
Frag´ ich ihn leise, wie der Kuchen war.
Und – das mache ich sonst nie –
Hab´auch gebacken: einen Apfelkuchen.
Hab´ lang gebadet, meine schönen Waden
Rasiert und mich gestreichelt, bis ich schrie.
Und nach dem Vorspiel kam er mich besuchen.
Hier riecht´s so gut, hat er nervös gesagt.
Er hat mir Rosen und die Hand gegeben,
Als hätt´ ich kein Gesicht für seinen Mund.
Na warte, dachte ich und hab´ gefragt,
Ob er vom warmen Kuchen wolle, eben
Erst rausgenommen und und und.
Dann ging ich katzenhaft im engen Kleid
Hinaus, mit seinen Rosen, seinen Blicken
Und kam mit meinem Köder schnell zurück.
Das riecht nach Ernte- und nach Weihnachtszeit,
Nach Bratäpfeln mit Zimt, sagt er. Wir nicken.
Er schluckt. Ich reiche ihm ein Kuchenstück.
Fast hätten unsre Finger sich berührt.
Er zieht den Duft ein mit geschloss´nen Augen
Und sieht mich magisch lächelnd lange an.
Bald weiß ich nicht mehr, wer hier wen verführt.
Mein stiller Plan scheint trotzdem was zu taugen.
Er isst und ist ganz hin und weg, der Mann.
Er nascht mir fast schon aus der feuchten Hand.
Er schiebt die Gabel in die Apfelspalten
Und klaubt die Krümel mit den Fingern auf.
Jetzt scheint er fertig und ich bin gespannt.
Wird er die Hände nutzen oder falten?
Und wer bestimmt den weiteren Verlauf?
Was soll´s, ich setze mich jetzt zu ihm hin.
Um seine Schulter leg´ ich meinen Arm.
Ich streich´ ihm zart mit meiner Hand durchs Haar.
Dann küsse ich von seinem glatten Kinn
Den Krümelzucker weg. Und süß und warm
Frag´ ich ihn leise, wie der Kuchen war.
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