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Samstag, 4. Oktober 2003

Verführerin mit Apfelkuchen

Ich habe ihn zum Kaffee eingeladen
Und – das mache ich sonst nie –
Hab´auch gebacken: einen Apfelkuchen.

Hab´ lang gebadet, meine schönen Waden
Rasiert und mich gestreichelt, bis ich schrie.
Und nach dem Vorspiel kam er mich besuchen.

Hier riecht´s so gut, hat er nervös gesagt.
Er hat mir Rosen und die Hand gegeben,
Als hätt´ ich kein Gesicht für seinen Mund.

Na warte, dachte ich und hab´ gefragt,
Ob er vom warmen Kuchen wolle, eben
Erst rausgenommen und und und.

Dann ging ich katzenhaft im engen Kleid
Hinaus, mit seinen Rosen, seinen Blicken
Und kam mit meinem Köder schnell zurück.

Das riecht nach Ernte- und nach Weihnachtszeit,
Nach Bratäpfeln mit Zimt, sagt er. Wir nicken.
Er schluckt. Ich reiche ihm ein Kuchenstück.

Fast hätten unsre Finger sich berührt.
Er zieht den Duft ein mit geschloss´nen Augen
Und sieht mich magisch lächelnd lange an.

Bald weiß ich nicht mehr, wer hier wen verführt.
Mein stiller Plan scheint trotzdem was zu taugen.
Er isst und ist ganz hin und weg, der Mann.

Er nascht mir fast schon aus der feuchten Hand.
Er schiebt die Gabel in die Apfelspalten
Und klaubt die Krümel mit den Fingern auf.

Jetzt scheint er fertig und ich bin gespannt.
Wird er die Hände nutzen oder falten?
Und wer bestimmt den weiteren Verlauf?

Was soll´s, ich setze mich jetzt zu ihm hin.
Um seine Schulter leg´ ich meinen Arm.
Ich streich´ ihm zart mit meiner Hand durchs Haar.

Dann küsse ich von seinem glatten Kinn
Den Krümelzucker weg. Und süß und warm
Frag´ ich ihn leise, wie der Kuchen war.

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