Mal wieder raus. Bei dem Wetter! Nach Dresden. Denn Dresden ist Spurensuche im unbekannt Vertrauten.
Einmal war ich wohl dort, als Kind, mit der Schulklasse im Hygienemuseum. Erinnern kann ich mich an die gläserne Frau und die schwarz-gelben Straßenbahnen, welche so ganz anders aussahen als die Berliner Trams. Dresden war fremd und ungemütlich. Vielleicht lag´s am Wetter, vielleicht am schwarzen Trümmerhaufen der Frauenkirche. Oder am Dialekt. Dresden, Leipzig, mir war es einerlei. Allerlei ist passiert seitdem.
Dresden ist Wiederaufbau, und darin beständiger als Berlin. Ich berührte die Frauenkirche und dachte an Romain Rollands "Pierre und Luce", an den gleichnamigen Song der SKEPTIKER. Dresden ist wieder gepflegtes Barock, ist sinnliche Architektur. Nachts überquerte ich durchs Kronentor den Hof des Zwingers. Ich kam aus dem Schauspielhaus, wo ich das Songdrama "Ewig jung" gesehen hatte. Von der Augustus-Brücke sah ich einem Feuerwerk zu, das bei den Brühlschen Terrassen gezündet wurde. Dann zog ich weiter in die Neustadt, dem "Szeneviertel" Dresdens. Szeneviertel sind vor allem immer auch Touristenviertel. Da kann Dresdens Neustadt fast schon mit dem gefälligen Berliner Scheunenviertel mithalten. Im "El Cubanito" traf ich mit Schauspielern zusammen, einige von ihnen hatte ich vorher auf der Bühne gesehen. Mit Flaschenbier und Mojitos redeten wir uns an der Mitternacht vorbei, ohne auch einmal auf die Uhr zu sehen.
Am Vormittag des nächsten Tages ging ich zum Elbufer zurück. Skater überholten Jogger, Jogger überholten Spaziergänger. Dasselbe Programm wie in Berlin, Hamburg oder München. Die gleichen Menschen vor wechselnder Kulisse.
Das macht mir Dresden heute so vertraut.