Gegen zehn verließen wir gestern die Ferienwohnung und fuhren nach Mires, wo jeden Samstag der größte Wochenmarkt der Region stattfindet.
In der abgesperrten Hauptdurchgangsstraße gab es Wühltische für Textilien, vor allem aber Stände mit bäuerlichen Erzeugnissen: Kartoffeln, Artischocken, Orangen, Kohl und Salate. Darunter auch jede Menge Chorta. Sogar wilden Spargel sahen wir wieder.
Unter von Haus zu Haus gespannten Sonnensegeln machten Marktschreier lauthals auf ihre Waren aufmerksam, andere beobachteten die aus Einheimischen und Touristen bestehende Laufkundschaft recht gelassen.
Neben für Urlauber typischen Kretaprodukten wie getrockneten Kräutern, Oliven, Käse, Honig und Fisch gab es auch Schnecken.
Vor den Cafés und Kafenia waren sämtliche Tische besetzt. Man trank Frappé oder Wein und ließ das Markttreiben auf sich wirken. Sogar ein orthodoxer Priester saß unter den Gästen.
Weil wir zum Frühstücken nirgendwo reingehen wollten, holten Andrea und ich uns ein Schälchen Erdbeeren und frisch gegrillte Souvlakispieße als Wegzehrung. Mehr würden wir später im „Ilios“ essen.
Bevor wir Mires wieder verließen, kauften wir noch Gastgeschenke für Susanne und Manolis. Für ihn eine Stange Zigaretten (Karelia white) und für sie 10 gläserne Ölkännchen und eine Dekoflasche - jeweils mit Pfropfen (wegen der neuen gesetzlichen Bestimmung).
Zurück in Agia Galini hieß es dann Abschied nehmen. Zuerst von Manolis, der nach einer tagelang aufgewühlten See endlich zum Fischen raus wollte, später von Susanne. Beide freuen sich schon, wenn ich im Oktober mit meinen Jungs zurückkomme. Andrea sehen sie leider erst im darauffolgenden Herbst wieder, dann aber auf der Platía von Saktouria, wo die Schildersonnen des „Ilios“ weiter leuchten werden.
Da unser Flieger erst abends abheben sollte, machten wir auf dem Weg nach Heraklion noch reichliche Zwischenstopps. In Agioi Deka bummelten wir durch die Gassen zur ältesten, aber geschlossenen Kirche des Ortes, der nach zehn kretischen Märtyrern benannt ist. Und wir genossen noch einmal den Ausblick auf die Messara-Ebene.
In Heraklion spazierten wir zur venezianischen Hafenfestung Koules und kehrten in ein Café mit Meeresblick ein.
Dann fuhren wir zum Flughafen, gaben das Auto ab und checkten ein. Der Kazantzakis-Airport wird immer noch umgebaut und da es für das Boarding zu wenig Anzeigetafeln gab, wurde der Flug nach Berlin eben aufgerufen. Ohne Mikro, aber pünktlich.
Pünktlich war auch die Landung im vernieselten, kalten Berlin. Weil wir jedoch innerlich noch nicht angekommen waren, schauten wir uns zu Hause bei einem Glas Wein bis nach Mitternacht Kreta-Dokus an. Denn „Kretas Geheimnis ist tief. Wer seinen Fuß auf diese Insel setzt, spürt eine seltsame Kraft in die Adern dringen und die Seele weiten…“ - Nikos Kazantzakis