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Montag, 30. September 2013

138 | Das Vegan-Projekt: Tag 30:


Letzter Challenge-Tag, aber völlig unspektakulär. Nach dem Training im Fitness-Studio gibt es Reste-Essen: Pilze und Chili. Deshalb auch kein neues Foto. Nachher fahren wir zum Fußballspiel meines Stiefsohnes, morgen werden Koffer gepackt und übermorgen geht´s in den Urlaub, wo ich auf ein ausgewogenes, leckeres Buffet hoffe, gern auch mit Fisch und Fleisch. Meine Sportklamotten, den Laptop und die neuen Bücher werde ich mitnehmen, sonst taugt so ein Urlaub für mich nicht viel.
Und welches Fazit fällt mir zu meinen 30 veganen Tagen ein? Dass es überhaupt nicht schlimm war. Höchstens etwas umständlich am Anfang, durch die Umstellung des gewohnten Einkauf- und Kochverhaltens. 
Dass ich möglichst nichts mehr nach 19.00 Uhr esse, werde ich beibehalten, genau wie die Hafermilch zum Frühstücksmüsli. Weiterhin werde ich möglichst auf Kohlenhydrate verzichten, gerade abends. So findet eben jeder, der sucht, seinen persönlichen Weg zum guten Körpergefühl. Aber ich würde nie jemanden missionieren wollen, die Challenge auszuprobieren. Das muss jeder selbst wissen. Aber ich halte es für sinnvoll, vegane Tage in die Wochen einzustreuen.
Und meine Freundin, was sagt sie? Nicht viel. Sie weiß, dass sich durch die Ernährungsumstellung einige Nebenwirkungen bei ihr gebessert haben und dass Leckereien wie Eis, auf die sie zuweilen Heißhunger bekam, am Ende doch nicht so außergewöhnlich gut schmeckten.
Also, ich hoffe, dass ihr mit dem September-Blog hier etwas anfangen konntet. Vielleicht bis irgendwann einmal wieder an dieser Stelle. Und nun lasst es euch schmecken!

Sonntag, 29. September 2013

137 | Das Vegan-Projekt: Tag 29:


Weil es nach all dem Regen am heutigen Sonntag endlich auch sonnig ist, fahre ich mit meiner Freundin mittags in den Wald. Sie möchte Rinde und Moos für ihre Herbst-Deko finden, ich Pilze. Wir suchen den Wald meiner Kindheit auf, der sich nördlich von Berlin befindet. Damals hatten wir dort nämlich einen Garten und ich unendlich viel Zeit, um mit dem Rad oder zu Fuß durch die Natur zu streifen, auf Bäume zu klettern, mit Pfeilen und Bogen zu üben und eben Pilze zu sammeln. Die geheimen Stellen von damals hatte ich mir wie Wege zu vergrabenen Schätzen über all die Jahre gut gemerkt.
Nachdem das Auto abgestellt ist, registriere ich schon nach den ersten Schritten im Wald, dass überall Pilze wie - ja - wie Pilze aus dem moosigen Boden geschossen sind.


Selbst Maronen (nicht die Esskastanien!), für die ich mich wie damals vor allem interessiere. Einen Steinpilz und zwei Birkenpilze finde ich auch. Es ist herrlich, zwischen Kiefern, Birken und selbst Kreuzspinnennetzen zu laufen, das Klopfen eines Spechtes zu hören und einen aufgeschreckten Laubfrosch zu beobachten. Um uns ist Ruhe, nur über uns zieht das stimmbrüchige Kreischen von Wildgänsen südwärts.


Nachdem der gut gefüllte Korb im Auto verstaut ist, geht es zu der Eisdiele, wo ich bis vor dreißig Jahren so manchen Kirschbecher verschlemmt hatte (Kirschkernweitspucken inklusive). Meine Freundin nimmt vier Kugeln in einer flachen, runden Waffel, die wir mit der DDR eigentlich für ausgestorben hielten. Ich, der Challenger, bestelle tapfer nichts.
Zu Hause heißt es nach zwei aufgewärmten Chili-Portionen Pilze putzen (waschen ist tabu!).



Dann werden für die Jungs Dinkelnudeln mit Tomatensoße gemacht und die geschnibbelten Pilze gebraten. Mit Schalotten, mageren Schinkenwürfeln, Pfeffer, Salz und Petersilie. Jawoll mit Schinken. Challenge hin oder her, aber das ist ein Muss für mich. Dafür bin ich sogar (vergeblich) zu zwei Tankstellen und schließlich zum geöffneten REWE am Ostbahnhof gefahren. Es gibt nämlich kaum einen Essensgeruch, den ich so sehr mit Kindheit verbinde und liebe wie den von mit Zwiebeln und Schinken angebratene würzigen Duft selbst gesuchter Waldpilze. Und sie schmecken, wie sie riechen! 

Das Problem ist nur, dass die Jungs keine mögen und meine Freundin sich mit einer kleinen Portion begnügt. Immerhin hat sie soviel Vertrauen zu meinen Pilzkenntnissen, dass sie nichts Giftiges im Korb vermutete. Bleibt also genug übrig, um morgen aufgewärmt zu werden, was nach guter Kühlung völlig unproblematisch ist.

Samstag, 28. September 2013

136 | Das Vegan-Projekt: Tag 28:


Morgens Schokomüsli, zwei Tassen Kaffee und dann ein wenig geschrieben. Mittags zu Dussmann in die Friedrichstraße. „San Miguel“ von T.C. Boyle und „Magical Mystery“ von Sven Regener gekauft. Anschließend verzweifelt auf der Suche nach einem veganen Snack gewesen, bis ich mir in einem Bistro einen freudlosen kleinen Salat und ein freudloses Mineralwasser bringen ließ. Später eingekauft, um zu Hause ein „Chili con Tofu“ für morgen aufzusetzen und endlich wieder Wassermelone zu essen. Die wurde mir allerdings abends im Kino zum Verhängnis, als ich wegen ihrer harntreibenden Wirkung („White House down“) noch einmal während des Films zur Toilette wollte: Ich nahm die Notausgangstür, ohne darauf das Schild „Hier kein WC!“ zu bemerken. Eine Tür, die sich von der anderen Seite nicht mehr öffnen ließ. Somit saß ich geschlagene 20 Minuten auf der anderen Seite fest. Das heißt, ich befand mich in einer Art Parallelwelt, in der ich Treppen über drei Etagen hoch und runter laufen und an sämtliche Türen klopfen konnte, ohne dass es irgendjemanden interessierte. Doch unten den roten Notöffner („Nur bei Gefahr öffnen!) zu betätigen, traute ich mich nicht, weil ich damit Alarm ausgelöst hätte. Zum Glück kam irgendwann jemand vorbei, der mich wieder raus- bzw. reinließ. 
Meine Freundin, ihr Sohn und sein Freund hatten sich schon Sorgen gemacht, zogen mich nach dem Film allerdings ordentlich auf. Ja ja, wer den Schaden hat ...

Freitag, 27. September 2013

135 | Das Vegan-Projekt: Tag 27:


Heute wieder ohne Foto, da wir zu faul zum Kochen sind und beim Asiaten bestellten. Ich nahm gebratenes Gemüse in - leider - typisch angedickter und glutamatverseuchter hellbrauner Soße. Davon bleibt das meiste jedoch in der Aluschale zurück, da ich mir wegen der Kohlenhydrate kaum Reis einbrocke. Trotzdem: Schon bereue ich, nicht selbst etwas Gemüse gekauft und fix angebraten zu haben, denn der Nachgeschmack erinnert mich an Kantinenessen. Da war der späte Mittagssnack im „Veganz“ weitaus angenehmer. Ich griff wieder zum „rustikalen Bauernsalat“, meine Freundin zur scharfen „Linsen-Tomaten-Suppe“.
Zum Nachtisch gibt es jetzt „Das perfekte Dinner“ im TV, anschließend eine ausgeliehene DVD. Weil Freitag ist und das Wochenende bereits mit auf der Couch lümmelt.

Donnerstag, 26. September 2013

134 | Das Vegan-Projekt: Tag 26:


Nach mittäglichem Krafttraining im Fitness-Studio und einem kleinen Einkauf, wärme ich mir die restlichen Linsen von gestern auf, sauge nach der Stärkung die Wohnung durch und schreibe mich ein Stündchen am Laptop müde.
Zwischen Spätnachmittag und Abend bereite ich einen kleinen Tomatensalat (und Pastasoße für meinen Stiefsohn) zu. 
Bis auf die angebratenen Schinkenwürfel wäre der Sugo ja auch vegan. Aber Pasta - oder wie heute Gnocchi - ist tabu, gerade am Abend. Sonst hätte ich die mittlerweile 5 kg nicht so zügig abtrainieren können (stolz bin).


Der Tomatensalat für meine Freundin und mich ist ebenfalls kein großer Zauber: fruchtige Tomaten entstrunkt und geviertelt, eine halbe gewürfelte Avocado und eine Handvoll schwarze Oliven dazu, weiterhin in feine Ringe geschnittene Frühlingszwiebeln, einen Schuss Olivenöl, einen Schuss Balsamico, Pfeffer, Salz, Gartenkräuter aus dem Tiefkühlschrank, umgerührt, probiert und abgenickt. Immer wieder lecker, selbst ohne Schafskäse oder Mozzarella. Aber da hat ja ohnehin jeder sein eigenes Rezept.
Jetzt wird gechillt und nach dem nahenden Wochenende geblinzelt.

Mittwoch, 25. September 2013

133 | Das Vegan-Projekt: Tag 25:


Heute keinen Sport. Muss auch mal sein. Bevor ich es mir allerdings zum Abend auf der Couch gemütlich mache, köchle ich noch etwas Eiweißhaltiges: rote Linsen mit Räuchertofu. 


Dazu brate ich den Tofu mit kleingeschnittenen Schalotten und Knoblauch in Olivenöl an, verschärfe alles mit schwarzem Pfeffer, Chilisaat und Currypulver, kippe eine halbe Packung Linsen darüber, lösche mit Gemüsebrühe ab, gebe eine Büchse Dosentomaten und einen Klecks Tomatenmark dazu, lasse das Ganze unter mehrfachem Umrühren eine gefühlte halbe Stunde simmern, schmecke mit Salz, Agavendicksaft und Curcuma ab, hebe den Rest veganen Raspelkäse unter und - voilà! - wird aufgefüllt.
Es sieht aus wie Tomatenrisotto, schmeckt jedoch überwiegend indisch. Und es ist leicht zuzubereiten. Beim nächsten Mal füge ich dem schmackhaften Schnelleintopf aber noch eine karibische Note hinzu: Kokosmilch statt Raspelkäse.

Dienstag, 24. September 2013

132 | Das Vegan-Projekt: Tag 24:


Ist das herrlich, da komme ich nachmittags nach Hause und das Essen ist wie bereits gestern fertig - „Couscous mit Brokkoli und gebratenen Zucchini-Streifen“.

Genau das Richtige vor meinem Spinning-Doppelkurs. Vor allem auch deshalb, weil ich heute zum Kochen keine Zeit habe.
Ansonsten gab es tagsüber das Übliche zu essen. The same procedure as every day und Sprühregen rund um die Uhr.

Montag, 23. September 2013

131 | Das Vegan-Projekt: Tag 23:


Nichts Neues von der Vegan-Front. Schoko-Bananen-Müsli und Kaffee zum Frühstück, Frisches Bäcker-Vollkornbrot mit Avocado und Sprossen zum Mittag, dazu Schnurpsel-Rohkost (Gurke, Möhre, Baby-Maiskolben) und einen Apfel. Nachmittags an die Geräte ins Gym; und abends den Restekladderadatsch von gestern aufgewärmt. Als Beigabe zum von meiner Freundin angebratenen Blumenkohl.

Sie hat übrigens heute ihre zwölfte und letzte Chemo bekommen. Nun darf sich ihr geschundener Körper endlich wieder erholen. Bin sehr stolz auf sie, weil sie alles so gut durchgehalten hat.

Sonntag, 22. September 2013

130 | Das Vegan-Projekt: Tag 22:


Lazy Sunday. Vollkornbrot mit Avocado und Sprossen zum Frühstück, Dinkelnudeln mit veganem Käse zum Mittag, zwei Kreuze im Wahlbüro zum Nachmittag und gefüllte Paprika zum Abend. 
Die Paprikaschoten habe ich mehr oder weniger nach eigenem Gutdünken zubereitet. Mit gegartem und gepopptem Amaranth, geräuchertem Tofu, Tomatenstücken, Cashew-Kernen, gehackter Zwiebel und Knoblauchzehen, veganer Sahne, gerösteten Mandeln und selbst für mich geheimen Gewürzen. 

Während im Fernsehen Reden zur Bundestagswahl laufen, wird zu Hause aufgetischt. „Gibt es keine Soße?“, jammert meine Freundin, als sie die auf dem Teller thronende Paprika sieht. 
„Leider nicht.“ 
Allerdings quillt beim Anschneiden ein ordentlicher Soßenbrei heraus. Den möchte ich zuerst auch fotografieren, doch er sieht braun und - nun ja - nicht gerade appetitanregend aus. Schmeckt aber. 
„Kannst du mal wieder machen“, meint meine Freundin. 
Ich nicke. „Das nächste Mal vielleicht mit Quinoa oder Hirse. Und natürlich mit Soße.“
Und meinem Stiefsohn, wie schmeckts ihm? Super! Denn er bekommt Putenschnitzel gebraten.

Samstag, 21. September 2013

129 | Das Vegan-Projekt: Tag 21:


Sonnabend. Zwei Tassen türkischen Kaffee im Bett und bei ebay nach 70er-Jahre-Deckenlampen gesucht. Müsli und Wasser zum Frühstück, dann mit dem Auto und meiner Freundin zum Hallentrödelmarkt nach Spandau. Ist schon unglaublich, was man dort noch zu verticken hofft. Mittags zum Einkauf und Snacken ins „Veganz“. „Rustikaler Bauernsalat“ (redundant, aber lecker), „Karotten-Erdnuss-Suppe“ und einmal mehr der „Berry Bang“-Smoothy. Zum Abend einen "Dinkelnudel-Brokkoli-Auflauf" am heimischen Herd gemacht. Hier ein Foto vom Rest.

Mein Urteil? Das Ganze taugt zum Sättigen, aber Genuss ist anders. Erinnerte mich an ein Koch-Experiment vor 14 Jahren: „Spaghetti alla carbonara“, aber ohne Sahne und dafür - genau wie Milchnudeln - in fettarmer Milch gegart. Es schmeckte furchtbar!
Überhaupt bin ich froh, wenn die Challenge mit ihren zuweilen ungewissen Geschmackserlebnissen vorbei ist und ich wieder undogmatisch genießen kann.
Ob mein Bloggen über den veganen Monat etwas gebracht hat, wage ich ohnehin zu bezweifeln. Mich hätte es ja auch nicht interessiert. Aber gut, die verbliebenen neun Tage ziehe ich trotzdem durch.

Freitag, 20. September 2013

128 | Das Vegan-Projekt: Tag 20:


Heute wieder nichts Besonderes gegessen: Müsli, Stulle, Nüsse, Trockenobst und Rohkost. Abends Couscous mit Tomatenstückchen. Und wieder das Foto vergessen. Egal. Tag abhaken und Wasser kippen.

Donnerstag, 19. September 2013

127 | Das Vegan-Projekt: Tag 19:


19.30 Uhr. Neben mir sitzt meine kleine Familie und lässt es sich schmecken. Von meiner Freundin zubereiteter gebratener Lachs von der Frische-Theke (nur für meinen Stiefsohn), Kartoffelbrei (mit Sojamilch und Sojasahne) und Gurkensalat (mit Essig, Öl und Kräutern). Meine Chance, ein Foto zu schießen, habe ich knapp verpasst. Genauso wie meine Chance mitzuessen. Aber das macht nichts, da ich noch meine weißen Bohnen verdaue, die - vom morgendlichen Beerenmüsli abgesehen - mein einziges Tagesgericht darstellten. War okay, reicht dann aber auch mit Bohnen.
Was gab es sonst? Mittags schwitzen im Fitness-Studio, nachmittags am Laptop schreiben. Nun wird auf der Couch gechillt. Und wieder ist ein Tag vorüber.

Mittwoch, 18. September 2013

126 | Das Vegan-Projekt: Tag 18:


Ich gebe es zu: Gestern beim Spinning war ich leicht unterzuckert und hatte Visionen von gebratenem Blumenkohl, Bohneneintopf, ja, sogar von Currywurst mit viel Ketchup (obwohl ich die so gut wie gar nicht esse). Und ich merkte immer mehr, wie mir die Kraft davonradelte.
Das sollte mir heute nicht noch einmal passieren, und so weichte ich am Vorabend 500 g weiße Bohnen ein, die ich am Morgen koche und zubereite. 

Denn um in der Küche zu stehen, ist heute wenig Zeit. Und weiße Bohnen in Paprika-Tomatensoße schmecken schließlich auch als kalter Snack. Deshalb nahm ich mir neben einer Klappstulle und Rohkost gleich was davon zur Arbeit mit. 
Früher kaufte ich mir ja hin und wieder weiße Bohnen griechischer Art aus der Dose, doch die sind immer so ölig. Selbst gemacht ist eben besser.
Ach ja: Gestern im Fitness-Studio stieg ich übrigens mal wieder auf die Waage: 4 kg sind weg. Das freut mich natürlich; und trotzdem schiele ich langsam auf das Ende der Challenge. Denn ich möchte schon mal wieder Tomatensalat mit Schafskäse essen oder einen Grüne-Bohnen-Eintopf mit Rind bzw. Lamm. Ein Glas Wein am Abend wäre auch nicht verkehrt. Na ja, das holen meine Freundin und ich im Oktober nach, wenn wir in den Urlaub fliegen. Aber noch gilt es, Alltag, Herbstwetter und die Challenge auszuhalten.
Gleich kommt mein Stiefsohn vom Fußball und isst mit seiner Mutter den gestern von mir erträumten und heute von ihr zubereiteten Blumenkohl. Nur ist es schon nach 19.00 Uhr; ich hatte bereits meine Bohnen und jetzt eben das Nachsehen. Auch so ein Ich-möchte-mal-wieder-Punkt.

Dienstag, 17. September 2013

125 | Das Vegan-Projekt: Tag 17:


Heute kurz und schmerzlos (und ohne Foto): Morgens Schoko-Bananen-Müsli, mittags die Rucki-zucki-Reste von gestern, nachmittags einen Apfel und einen Kohlrabi. Das muss reichen, da ich jetzt zum Spinning ins Gym fahre und bis dreiviertel neun mal wieder zwei Kurse mitstrample. Und wenn der Magen knurren sollte, wird Wasser getrunken.

Montag, 16. September 2013

124 | Das Vegan-Projekt: Tag 16:


Das Essen heute ist ziemlich unspektakulär: morgens Müsli, mittags Klappstulle mit Avocado und Räuchertofu, zwischendurch einen Apfel. Nachmittags geht es ins Fitness-Studio und - wieder zu Hause - gleich an den Herd. Wegen der 19.00-Uhr-Deadline. Eigentlich möchte ich ein Gemüsegericht mit Hirse zubereiten; da das jedoch nicht nach 16.00 Uhr gegessen werden sollte, entscheide ich mich spontan um: Nun gibt es eine Rucki-zucki-Gemüsepfanne mit Quinoa. An Rohkost schnipple ich eine Paprika, eine Aubergine und eine Zucchini klein und gebe alles zu einer kleingehackten, mit Knoblauch in Olivenöl angeschwitzten Zwiebel. Pfeffern, Salzen, Prise Chili-Saat ran, Quinoa dazu, fertig. Den Rest esse ich morgen.

Und meine Freundin? Sie hatte heute ihre vorletzte Chemo und Heißhunger auf Nudeln. Somit macht sie für sich und ihren gleich vom Fußballtraining heimkehrenden Sohn Dinkelspirelli mit Tomatensoße. Zwar nach 19.00 Uhr und mit echtem Käse, aber als Krebspatientin darf sie wohl essen, worauf sie Lust hat. Zumal ihr Professor gesagt hat, dass so eine Challenge während der Chemo nicht gerade gut ist.

Sonntag, 15. September 2013

123 | Das Vegan-Projekt: Tag 15:


Halbzeit! Vierzehn Tage vegane Ernährung ohne das Gefühl, der Lebensfreude Opfer zu bringen. Im Gegenteil, jedes abgeschmolzene Pfund wird von mir mit Zufriedenheit aufgewogen. Deswegen gönne ich mir heute zum Mutter-Besuchs-Kaffee auch drei von meiner Freundin gebackene milchfreie Bananen-Schoko-Muffins (sehr lecker!). Zumal ich vorher - obwohl sonntägliches Couchwetter ist - im Park laufen war.


Zu meinem zweiten Restaurantbesuch gestern im „Kopps“ nahm ich den Fotoapparat mit, vergaß allerdings Bilder zu machen. Wir saßen zu viert im Séparée mit Fensterblick zum Koppenplatz und ließen uns Salat, Tomatensuppe, Kürbiskern-Ravioli und Gnocchi mit sautierten Pfifferlingen kommen. Der Sevice war sehr freundlich und es schmeckte auch überwiegend gut. Aber dafür, dass weder Fisch, Fleisch oder Wein im Spiel waren, fanden wir die Preise ziemlich hoch bemessen. Naja, das nächste Mal probieren wir eben das „Veganz“-Restaurant aus. Die Konkurrenz in Berlin schläft nicht.
Zum Tatort-Vorabend mache ich heute „Pastinaken-Risotto mit Zuckerschoten“. 


Diese auch „Germanenwurzel“ genannte Pflanzenart wird genauso erstmalig von mir verarbeitet wie gegessen. Doch ehe es soweit ist, muss ich die geschälten Wurzeln (2 Beutel!) von Hand raspeln bzw. mit dem großen, geschärften Küchenmesser auf Reiskorngröße kleinhacken. 
Dass es kein Risotto wird, wie ich es sonst gerne zubereite (mit selbstgemachtem Hühnerfond, Spargel, Pfifferlingen, aber vor allem Arborio-Reis und Parmesan), ist mir klar. Und eigentlich sind auch schmackhafte Zutaten dran: Zuckerschoten, Weißwein, getrocknete Tomaten in Öl, rote Zwiebeln, weißes Mandelmus, Knobi und Olivenöl. Aber das erahnte Problem sind die Pastinaken. Sie schmecken nach Möhren und Knollensellerie. Und beides mag ich nicht. Meine Freundin und ihr Sohn ebensowenig. Da hilft auch kein Aufpeppen mit gerösteten Mandeln: Die Teller und der große Topf bleiben mindestens halbvoll. Selbst wenn es schade (um die Arbeit) ist, aber das Zeug wird umgehend von mir entsorgt und steht fortan bei uns auf dem Index, genau wie Kümmel und Koriander.
Meinem Stiefsohn, der immerhin alles Vegane probiert, werden jetzt zwei Brötchenburger mit TK-Patties gemacht. Meiner Freundin und mir reicht Wasser, um den bösen Pastinaken-Geschmack wegzuspülen.

Samstag, 14. September 2013

122 | Das Vegan-Projekt: Tag 14:


Berlin steckt gerade zwischen zwei Tiefdruckgebieten, was für heute noch Sonnenschein bedeutet. 
Nach dem Frühstück (Müsli, zwei Tassen Kaffe, eine Tageszeitung) ein wenig schreiben, dann zum Flohmarkt. Mittags zum „Veganz“ an der Warschauer Brücke.


Vorräte auffrischen, eine Linsen-Tomatensuppe essen (gut scharf und sättigend) und den Berry-Bang-Smoothie wie beim letzten Mal süffeln.


Als ich oben im vor einer Woche neu eröffneten Restaurant nachfrage, ob ich ein paar Fotos für meinen Blog machen darf, ist man sehr nett zu mir. Klar, Werbung könne man gut gebrauchen. Der Küchenchef schüttelt mir sogar die Hand, da er mich für wichtig hält und entschuldigt sich, dass er das Buffet wegen der noch zögerlichen Besucher nicht zu üppig aufgefüllt hat. Dabei macht alles einen sehr guten, stylischen Eindruck.




Und hätte ich für heute nicht bereits im „Kopps“ reserviert, würde ich mit meiner Freundin, ihrem Sohn und dessen Freundin vor dem geplanten Kino-Besuch glatt wiederkommen. Wird auf jeden Fall demnächst nachgeholt.
Oben in der ersten Etage befindet sich übrigens sogar ein veganes Schuhgeschäft („Avesu“), was mich nicht wundern sollte, da es im Supermarkt unten schließlich auch mehr als nur Obst und Gemüse zu kaufen gibt. Vegane Kosmetik zum Beispiel oder veganes Tierfutter.






Beim Gehen kann ich es mir nicht verkneifen, ein von grünen Fliegen und Wespen belagertes Kotelett zu fotografieren, das keine zehn Meter neben dem „Veganz“ auf dem Bürgersteig liegt. Als hätte es jemand von der Laufkundschaft wie unnötigen Ballast weggeworfen ... 


Freitag, 13. September 2013

121 | Das Vegan-Projekt: Tag 13:


Heute ist Freitag, der 13., was meine Mutter davon abgehalten hat, nachmittags zu Besuch zu kommen. Sie wollte auf Nummer sicher gehen und hat sich deshalb für Sonntag angekündigt, was genauso gut ist. Dabei wusste ich gar nicht mehr, wie abergläubisch sie sein kann. Wobei: Als Kind sollte ich mal einem Schornsteinfeger hinterherlaufen, um ihn anzufassen. Weil es bringe Glück. So lief ich also, fragte den schwarzen Mann aber vorher. Und er: „Na, wenn´s nich´weh tut ...“ 
Dann gab es auch keine frei herumstreunende schwarze Katze ohne Mutters Spruch: „Kommt die Katz von rechts nach links - Gutes bringt´s.“ Oder: „Von links nach rechts bringt´s Pech.“ (Kommentare - vor allem zum Reim - erspare ich mir hier besser.) 
Nun kommt sie also am Sonntag. Zum Kaffee ohne Kuchen. (Nein, ihr wird natürlich ein Stück gekauft, schon um zu hören: „Wär´ doch nicht nötig gewesen!“) 
Natürlich kommt sie nur, wenn sie heute zu Hause über keine Teppichkante stolpert oder ihr ein anderes Freitags-Unglück passiert. Deshalb klopfe ich gleich dreimal auf Holz und sage: „Toi, toi, toi!“. Wegen der bösen, mitlesenden Geister und weil sicher sicher ist.

Zum Essen: Beerenmüsli als Frühstück, Vollkornbrot mit Avocado und Räuchertofu drauf als Mittagssnack, ein Apfel, Weintrauben und eine Handvoll Haselnüsse zum Nachmittag. Abends ein neues Gericht: „Spinat-Safran-Creme mit Orangen-Quinoa“. 

Mein Urteil vorab: Es schmeckt ausgezeichnet! Quinoa mag ich ja sowieso, nur gebe ich zum Inkareis keine Orangenzesten (da ich keine Bio-Orange im Haus habe), sondern den frisch abgepressten Saft einer behandelten Apfelsine. Und dann der Spinat (obwohl TK-Ware)! Tolle Konsistenz durch das ungesüßte Cashewmus. Muss ich mir unbedingt merken. Dass eine feingehackte, (in Walnussöl!) angeschwitzte Zwiebel und eine Knoblauchzehe dran sind, versteht sich fast von selbst. Wogegen die Safranfäden nur schmeckt, wer fest dran glaubt; im Gegensatz zu den gerösteten, knackigen Cashewkernen. 
Also: Auch wenn das Gericht auf dem Foto soßenlos spartanisch daherkommt: Es ist problemlos zuzubereiten, macht satt und glücklich. Was will man mehr? Ich kann nur jedem empfehlen, es wochentags einmal nachzukochen.

Donnerstag, 12. September 2013

120 | Das Vegan-Projekt: Tag 12:


Zum Frühstück um 7.00 Uhr esse ich mal wieder meinen Favoriten, das Schoko-Bananen-Müsli. Spätvormittags gibt es eine Klappstulle plus Apfel. Und damit der Herr auch keine veganen Hüft-Pölsterchen ansetzt, trainiere ich nach einem kurzen Arbeitstag bereits mittags alles wieder im Gym ab. 
Als ich nach den Crunches kurz durchatme, kommt mir der Mann mit seinem Personal-Trainer neben mir irgendwie bekannt vor. Na klar, es ist Benno Fürmann, der Schauspieler. Sieh an, sieh an, denke ich und gehe in den Nebenraum, um meine Übungen zu beenden.
Zu Hause gibt es die scharfen Chili-Reste vom Vortag. Dann wird ein wenig geschrieben. Abends teste ich den übriggebliebenen halben Hokkaido-Kürbis auf seine Pommes-Tauglichkeit. 

Hm ... Meine Freundin sollte Recht behalten: Den orangen Stäbchen fehlt jedwede Knusprigkeit. Sie sind weich wie aufgewärmte Pfirsich-Stückchen, da es ihnen an Stärke fehlt. Durch die Gewürze (Paprikapulver, Pommes-Gewürzsalz, gehackte Rosmarinnadeln, Olivenöl) schmeckt es zwar nicht schlecht, aber auch nicht so, dass ich es noch einmal zubereiten muss. Der Erbsen-Joghurt-Dip bekommt eine 3+. Doch ich bin nicht unzufrieden, denn auch das gehört zu meinem Selbstversuch: neues auszuprobieren, einiges wieder zu verwerfen, die Variantenvielfalt insgesamt allerdings zu vergrößern. 
Satt machen die Hokkaido-Pommes jedenfalls. Und gesund ist Kürbis allemal. Ich werde ihn in Zukunft also nicht mehr kategorisch ablehnen. Höchstens, wenn er mir als Halloween-Fratze in Schaufenstern und Medien zu viel wird.

Mittwoch, 11. September 2013

119 | Das Vegan-Projekt: Tag 11:


Zum Frühstück gibt es heute etwas Schnelles: „Amaranth-Joghurt-Pop mit Himbeeren“. Der Joghurt ist selbstverständlich milchfrei. Und das Ganze sehr lecker. Fast wie ein Dessert. 

Den Rezept-Topping-Kick „geröstete Kokosflocken“ lasse ich aus zwei Gründen weg: 1. mag meine Freundin manchmal kein Kokos und 2. habe ich keine Kokosflocken im Haus.
In der Mittagspause esse ich Vollkornbrot mit Steinpilzpastete und Sprossen, nachmittags einen Apfel und einen Pfirsich und abends zwei Teller „Chili con Tofu“. Das bereite ich nach eigenem Gutdünken zu, mit roter Biopaprika, von Zuckermaiskolben geschnittenen Körnern, weißen Riesenbohnen, Kidneybohnen und stückigen Tomaten aus der Dose, roter Zwiebel, Knoblauch, Tomatenmark, veganer Brühe, Currypulver, drei Chilischoten mit Kernen (wenn schon, denn schon) und natürlich Tofu. Diesmal Tomatentofu.

Es schmeckt sehr, sehr gut, wirklich, ist aber viel zu scharf (Ich ziehe mein „Wenn schon, denn schon“ kleinlaut zurück). 
Für morgen bleibt auch noch genug übrig. Fragt sich nur, wer so tough sein wird, sich erneut an den mexikanischen Feuertopf zu wagen. Ich hätte wohl eine Schote weglassen sollen, denke ich. Oder die Kerne. Aber zu spät.
Wenigstens wird der Schärfe viel Nützliches nachgesagt. Sie soll den Stoffwechsel und die Verdauung anregen, den Cholesterinspiegel senken und das Blut verdünnen (also positiv auf das Gefäßsystem wirken). Und auf die Schweißdrüsen, möchte ich anmerken. 
Die Bohnen sind als ballaststoffreiche Eiweißquelle natürlich ebenfalls nützlich. Vor allem, weil es morgen wieder ins Fitness-Studio geht. 

Dienstag, 10. September 2013

118 | Das Vegan-Projekt: Tag 10:


Regen, Regen, Regen. Aber auch Zeit am Morgen, um etwas Neues auszuprobieren: „Apfel-Zimt-Hirse-Creme“. Schmeckt gut und enthält viele B-Vitamine und Eisen. 

Hirse kannte ich vorher nur als Vogelfutter. Zu Unrecht. Wie Milchreis essen wir die Creme warm. Kalt ist aber gängiger. Und so werde ich das nächste Mal auf Herrn Hildmann hören, und das Getreide einen Abend vorher zubereiten, damit es morgens bloß frisch gewürzt werden muss..
Mittags schnabuliere ich das restliche Gemüse vom Vorabend, nachmittags Vollkornbrot mit Tomatencreme und Sprossen. Als letztes einen Apfel. So gesättigt will ich mal wieder ins Fitness-Studio zum Spinning, doch meiner Freundin geht es nach ihrer gestrigen drittvorletzten Chemo nicht so gut. Also bleibe ich bei ihr (und gehe morgen laufen).
Zum Abend brate ich meinem Stiefsohn zwei saftige Neuland-Steaks und gucke dabei so leidenschaftslos wie möglich in die Röhre. Anschließend mache ich es mir mit mit ihm und stillem Mineralwasser auf der Couch zum Fußball gemütlich. WM-Quali, Deutschland gegen die Färöer. Oder: David gegen Goliath. Und wieder geht ein Tag.

Montag, 9. September 2013

117 | Das Vegan-Projekt: Tag 9:


Jawoll, zwei Kilos sind runter, und zwar ganz ohne zu hungern. So gefällt mir das.
Zum Frühstück gibt es erneut Schoko-Bananen-Müsli. Bekomme ich einfach nicht über. Zur Mittagspause frisches Vollkornbrot mit Avocado, gebratenem Räuchertofu und Sprossen. Als dönerdickes Klecker-Sandwich. Dazu Rohkostknabbereien (Radieschen, Gurke, Möhren, Apfel). 
Nachmittags zum Krafttraining ins Gym. Der Regen bleibt draußen. Zwischen den Wiederholungen an den Geräten Zeitung lesen. iPod hören sowieso (Stones, White Stripes, Blind Faith ...). 
Wieder zu Hause gehts gleich an den Herd. Heute gibt es „Backofen-Gemüse mit Tofu-Cubes und Artischocken-Joghurt-Dip“. Überflüssigerweise berechne ich das Zwei-Personen-Gericht für drei um. Dabei würden von den Resten noch weitere drei satt werden. Na ja, bleibt eben was für morgen übrig.

Wie wohl jeder mag auch ich bestimmtes Gemüse nicht. Kürbis zum Beispiel. Oder Fenchel. Aber beides gehört zu den Rezept-Zutaten. Und da ich beides in grauer Vorzeit probierte und für bäh befand, beschließe ich, dass es seine zweite Chance erhalten sollte. 
Der geschnittene Fenchel riecht schon mal herrlich frisch. Doch wie wird er schmecken? Meiner Freundin und mir jedenfalls nicht gut. Deshalb wird er gnadenlos aussortiert. Der Hokkaido-Kürbis ist dagegen okay, zart und ohne unangenehmen Eigengeschmack. Chance also genutzt. Somit werde ich den Rest bestimmt zu Veggi-Pommes verarbeiten.

Okay ist auch der Dip auf Soja-Basis. Doch haben wir uns insgesamt von dem Ofengemüse mehr erwartet. Es vermag zwar zu sättigen, befriedigt allerdings den Gaumen bei weitem nicht so wie knackiges Wok-Gemüse oder Rosmarinkartoffeln. 
Ich lerne: Beim nächsten Mal nur Lieblingsgemüse verwenden, verstärkt auf Küchenerfahrung vertrauen und unbedingt Knobi dazutun.

Sonntag, 8. September 2013

116 | Das Vegan-Projekt: Tag 8:


Und ewig grüßt das Murmeltier: Wieder um 6.00 Uhr raus (Schokomüsli mit Banane) und wieder zum Fußballspiel, diesmal nach Lichtentrade. Mittags Resteessen: Dinkelnudeln mit Tomatensoße und Tofu. Dann in den Park und im Käfig selbst ein wenig gekickt. 
Heute Abend gibt es die Brokkoliesuppe, die ich gestern doch nicht mehr aß.
Für die nächste Woche möchte ich etwas mit Bohnen und Linsen machen, mal sehen, was. Möglicherweise einen Eintopf, was zum herbstlich prognostizierten Wetter passen würde. Eintopf heißt ja auch immer, für zwei, drei Tage vorzukochen, also nicht immer am Herd zu stehen.
Kleines Fazit nach der ersten Challenge-Woche (schönes Denglisch übrigens): Mir geht es gut und es fehlt mir an nichts. Außer einer Pepsi light vielleicht. 
Morgen im Fitness-Studio gehts auf die Waage. Mal sehen, ob bereits zwei Kilos abgeschmolzen wurden.

Samstag, 7. September 2013

115 | Das Vegan-Projekt: Tag 7:


Samstagmorgen. Ein guter Tag, um bis zum Mittag zu schlafen, die Tageszeitung in Ruhe zu lesen und maßlos zwei Tassen Kaffee hintereinander zu trinken. Doch mein Wecker klingelt um 6.00 Uhr, da ich als Fußballervater mit Sporttasche bei Fuß um 8.00 Uhr in Potsdam sein muss. Wenigstens ist das Wetter top und das Spiel wird gewonnen. 
Mittags fahre ich mit meiner Freundin zur Warschauer Brücke. Wir wollen uns im „Vaganz“ umsehen, einem veganen Supermarkt (mit dazugehörigem Restaurant im 1. Stock). Dummerweise habe ich den Fotoapparat vergessen, denn Motive gibt es hier zuhauf. 
Der Laden gefällt uns; er wirkt stylisch und die Regale sind gut gefüllt. Überdies empfindet es meine Freundin als Erleichterung, dass sie nicht jedes Produkt auf seinen rein pflanzlichen Ursprung hin überprüfen muss. Wir kaufen Matcha, Hafermilch, Ernussmus crunchy, weißes Mandelmus, Steinpilz-Pastete, Pseudo-Pizzakäse und - zum Ausprobieren - Tofu-Hähnchenbällchen. 

Am Stand („Bistro Goodies“) kaufen wir uns zweimal Eintopf („Chili con Tofu“), Smoothies und - für meinen großen Hunger - einmal „rustikalen Salat“ in gekühltem Plastikbecher. Alles schmeckt ausgezeichnet. Gesamturteil: 10 Punkte. Der Tofu im Chili ist angenehm faserig und erinnert an weichgekochtes Hähnchenfleisch; der Salat (Kartoffeln, Artischockenblätter, Räuchertofu ...) hat obenauf sogar junge Spinatblätter liegen.
Rückblende: Das erste Mal hörte ich als Jugendlicher von Veganern. Das waren kraftlose Neo-Hippies, Rohkostler, die es noch mehr übertrieben als ihre gemäßigten Genossen, die Vegetarier. Veganer, klärte mich ein Freund auf, äßen nur, was ihnen von der Natur „geschenkt“ wird. Also Obst, dass ihnen in den Schoß fällt und Möhren, die sich selbst ausgraben. Darüber konnte ich bloß den Kopf schütteln und meine Witze machen. Genau wie über alle „Müslifresser“, die irgendwo in den 70ern hängen geblieben sind. Denn wie konnte man bloß freiwillig auf Fleisch verzichten? Das war doch das Beste am Essen.
Und heute? Fleisch liebe ich immer noch. Nur sind meine Freundin und ich uns einig, dass wir nach der Challenge, 2-3 vegane Tage pro Woche einbauen wollen. Und weniger, aber qualitativ höherwertiges Fleisch kaufen möchten; sprich: von Neuland & co., wo auf umweltschonende und artgerechte Haltung geachtet wird. Man kann eben nicht nur für oder gegen etwas sein, man muss auch handeln.
Jetzt sitzen wir vor dem „Vaganz“ in der Sonne und sehen dem Treiben auf der Warschauer zu. Die Leute neben uns sehen gesund und zufrieden aus. Keine Müslifresser-Klischees, keine Hungerhaken. Im Gegenteil, einer hat sogar gut trainierte Oberarme, wobei mir einfällt, dass Patrik Baboumian, „der stärkste Mann Deutschlands“, ebenfalls Veganer ist.
Wieder zu Hause wird auf dem Balkon gechillt und geschrieben. Anschließend gehe ich joggen. Zum Abendessen gibt es Dinkelnudeln mit Tomatensoße und dem Pseudopizza-Käse. Nur für mich - wegen der Kohlenhydrate und Kilos - die restliche Suppe von gestern.

Freitag, 6. September 2013

114 | Das Vegan-Projekt: Tag 6:


Der Sommer bäumt sich noch einmal auf. Zeit, um dafür Kraft zu sammeln, hatte er schließlich genug. Nach der Arbeit noch einmal Shorts und Flip-Flops an und dann nichts wie raus in den nächsten Park.
Bis zum Abend gibt es keine neuen kulinarischen Highlights. Denn als Highlight würde ich mein Mittagsbrot mit Shitake-Creme und Räuchertofu auch nicht bezeichnen wollen. 
Ich bin froh, dass meine Freundin kocht. Will sie wohl das ganze Wochenende machen. Vormittags hat sie erfahren, dass es bei ihrer Chemo „Nachschlag“ gibt. Ganze drei Male. Aber damit hat sie bereits gerechnet. Und dreimal ist überschaubar, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Trotzdem wird es noch recht haarig, meint sie, da schon jetzt das Taubheitsgefühl in ihren Füßen schlimm ist. Von anderen Nebenwirkungen wie chronisches Nasenbluten und seelischen Tiefs ganz zu schweigen. 

Doch heute ist sie obenauf und macht „Brokkoliesuppe light“ mit Sojaersatz statt Cremefine,zur Abwechslung ein veganes Internetrezept. Sie steht am Herd, püriert und rührt, würzt und schmeckt ab, obwohl die 19.00-Uhr-Deadline schon überschritten ist. Für meinen sich im Wachstum befindlichen Stiefsohn gibt es ein ganzes Weißmehl-Baguette dazu. Für mich Wasser. Auch gleich zum Fußball. Kein Bier, kein Chardonnay, und das am Wochenende. Doch traurig bin ich nicht. Seltsam, oder?

Donnerstag, 5. September 2013

113 | Das Vegan-Projekt: Tag 5:



Heute habe ich einen kurzen Arbeitstag. Nach Müsli zum Frühstück, Avocado-Stulle, Amaranth-Riegel und ein wenig Rohkost (Möhre, Gurke) zum Mittag gehe ich bei spätsommerlichem Wetter ins Gym zum Krafttraining. Zu Hause löffle ich eine kleine Wassermelone leer und setze mich für anderthalb Stunden an die Überarbeitung meines Romans, denn auch der will gefüttert werden.
Für das Abendessen habe ich mir aus dem „Vegan for fit“-Buch „Feldsalat mit Avocado-Birnen-Dressing und karamellisierten Mandeln“ rausgesucht und dementsprechend Frisches eingekauft. Lediglich „ca. 15 Minuten“ braucht man für die Zubereitung. Sagt zumindest Herr Hildmann. Ich brauche über eine Stunde, weil es für drei Personen gilt abzuwiegen, abzuwaschen, kleinzuhacken, anzurösten, auszupressen und überhaupt. Somit essen wir erst nach 19.00 Uhr. Meinem Stiefsohn, der vom Fußballtraining kommt, werden noch zwei Putenschnitzel gebraten und ich gönne mir zwei, drei Scheiben Räuchertofu. Kühlschrankkalt. Keine Ahnung, ob man den so essen sollte. Aber es schmeckt nicht unangenehm (im Gegensatz zu Tofu-Wienern).
Meine Freundin fühlt sich nach dem Salat unbefriedigt. Ihr fehlt die Freude am Essen, sprich: einmal am Tag etwas Warmes. Alte Gewohnheiten wollen ihren inneren Schweinehund füttern, mit den Fleischwürstchen ihres Sohnes zum Beispiel („Iss uns, iss uns!“). Und nur ihre Selbstdisziplin schiebt dem einen Riegel vor. Aber dann sei da noch die Unsicherheit, was sie wirklich essen dürfe. Vor allem, wenn sie unterwegs sei, sagt sie, wenn diverse Essensdüfte sie umhüllen und verführen wollen. 
Dagegen bin ich sonderbarerweise immun. Ich sehe unförmige Leute in ihr fettiges Weißmehl-fast-Food beißen und freue mich bereits darauf, abends neue, gesunde Rezepte auszuprobieren. So wie heute. Mein erster Salat mit Birnen und Radicchio. Und Petersilie. Obwohl ich Petersilie nicht sonderlich mag, höchstens im Gurkensalat, genau wie Dill. Aber ich möchte eben neue Geschmackserlebnisse haben und nicht nur meine bewährten Standart-Gerichte. Und ich muss sagen: Die Petersilie schmeckt keineswegs vor,  versorgt meinen Körper jedoch mit Vitamin C und tut ihm sicher auch anderweitig gut. Genau wie das übrige Grün- und Rotzeug.

Attila Hildmanns Rezept-Foto sieht natürlich ansprechender als meines aus. Vor allem deshalb, weil sein Food-Designer das von der Konsistenz her schwere Dressing nicht zeigt, welches den Salat unter sich begräbt, die mit Zitronensaft bleich gehaltenen Birnenspalten und die erröteten glasierten Paprikastreifen. Aber wie es aussieht ist zweitrangig, Hauptsache es schmeckt. Und das tut es. Ich vergebe 7 von 10 Punkten.

Mittwoch, 4. September 2013

112 | Das Vegan-Projekt: Tag 4:


Das „Erdnuss-Schoko-Müsli“ ist wirklich gut. Obwohl ich Haselnüsse viertle und statt der Erdnüsse anröste. Denn was ich an Erdnüssen gekauft habe, ist gesalzen. 
Beim Essen fällt mir auf, dass ich sogar die veganen Schokoraspeln vergaß. Egal.

War ich früher zu bequem, meine Müsli-Nüsse frisch zu rösten, möchte ich nun nicht mehr darauf verzichten. Röstaromen werten alles auf.
Mittags gibt es frisches Vollkornbrot mit Veggy-Streichpasten und Sprossen. Hm. Also ... Spaß schmeckt anders. Da muss ich mir zukünftig mehr einfallen lassen. Wenigstens lässt sich beim nachmittäglichen Knabberspaß kaum etwas falsch machen: ein Apfel, Nüsse, getrocknete Aprikosen und einen Amaranth-Riegel. Und immer schön Wasser dazu, weil es die Ballaststoffe im Magen quellen lässt und sättigt.
Zum Abend mache ich „Blumenkohl-Cyrry-Crunch“, was wirklich keine großartigen Kochkünste erfordert. 

Weil ich immer noch keine (gerösteten) Mandeln im Haus habe, nehme ich die gesalzenen Erdnüsse. Denn hier passen sie. Hinterher fällt mir ein, dass ich deswegen für die Soße auch statt weißem Mandelmus Erdnussmus hätte nehmen können. Anyway. Es schmeckt so oder so lecker und füllt den Bauch bis zum Platzen. Also „Peng!“ und bis morgen.

Dienstag, 3. September 2013

111 | Das Vegan-Projekt: Tag 3:


Wie immer Müsli zum Frühstück, Beerenmüsli. Werde ich morgen allerdings variieren.
Auf dem Weg zur Arbeit durch frühherbstlichen Niesel. Mein Körpergefühl ist gut. Wenngleich ich natürlich noch keine veganbedingten Veränderungen feststellen kann. 
Ich beobachte einzelne, mir entgegenströmende S-Bahn-Pendler, autistisch anmutende Smartphone-Junkies, Stirnrunzler und Mundwinkel-nach-unten-Zieher. Was sie wohl glücklich macht? Als Trostpreis halten einige Zigaretten oder Coffee-to-go-Becher in den Händen. Mit einem Buch sehe ich keinen.
Mittags lasse ich mir den Rest des gestrigen Gemüse-Quinoas schmecken. Nachmittags einen Apfel und zwei der köstlichen Amaranth-Riegel. 

Die schmecken auch dem 14-jährigen Sohn meiner Freundin, der bei uns wohnt. Genauso wie die abendlichen „Zucchini-Bandnudeln mit Paprika-Tomaten-Soße und Walnuss-Crumble“ Zu Deutsch: Krümel, die wie Parmesan aussehen und mein nudelartiges Tagesgericht krönen. Eine Gemüsepfanne, die ich zwar nach Rezept gekocht, aber mit roter Chili und Knoblauch verfeinert habe. 

Attila Hildmanns Rezepte sind eigentlich immer schön groß bemessen - und ich erweitere heute die Zutaten um eine dritte Personen -, aber trotzdem: Nachschlag gibt es keinen. Sehr zum Leidwesen meines Stiefsohnes, der sich jetzt wundert, was ich hier schreibe. („Du stellst das ins Internet? Wer will denn das lesen?!“)
Inzwischen ist die Küche wieder „resettet“ und der gemütliche Abend-Teil beginnt. Mit Laptop, TV und einem gepflegten Glas Wasser. Und später im Bett mit einer Kurzgeschichte von T.C. Boyle. Aus welchem Buch? Aus „Fleischeslust“.

Montag, 2. September 2013

110 | Das Vegan-Projekt: Tag 2:


Zum Frühstück um 7.00 Uhr gibt es wie gestern Müsli satt. Pappesatt. Dadurch verspüre ich erst mittags Hunger. Und für den Fall habe ich vorgesorgt: Es gibt „Quinoasalat to go“, mit Brokkoli, Möhren, Erbsen und gerösteten Sonnenblumenkernen. Lecker! Und eine gute Alternative zum täglichen Broteinerlei. 
Dann ein Anruf meiner Freundin: Ihre Chemo war weitestgehend erfolgreich. Was heißt, dass wieder eine Schlacht gewonnen, der Krieg gegen das „Schalentier“ jedoch weitergeht. Aber das war uns klar.
Nachmittags ins Fitness-Studio, anschließend für dies und jenes erneut in den Bio-Markt, von wo aus ich auch Shitake- und Tomatencreme für das „Natursauerteigvollkornroggenmehlbrot“ unseres Kiezbäckers mitnehme. 
Zu Hause bereite ich Snacks vor: „Amaranth-Riegel mit Kirsche und Mandel“. Die noch zuzuschneidende Masse ruht mittlerweile brav im Kühlschrank. Foto und Urteil gibt es morgen.
Weil der Hunger bei meiner Freundin und mir sich jetzt in Grenzen hält, tun es ein geteilter Kohlrabi, Weintrauben, Himbeeren und Blaubeeren auch. Dafür wird morgen früh kräftig gefrühstückt. Und nun ab auf die Couch.

Sonntag, 1. September 2013

109 | Das Vegan-Projekt: Die 30-Tage-Challenge

Meine Freundin hat Krebs. Krebs, den sie seit Jahren zu besiegen versucht. Nach hundert Krankenhausaufenthalten, tausend Arztbesuchen, Akupunktur-Sitzungen und hoffentlich einer letzten Chemotherapie versucht sie den Kampf sogar über die Ernährung aufzunehmen. Im „Kopps“ am Koppenplatz, einem veganen Berliner Restaurant, erzählte sie mir von Attila Hildmann, dem Veggie-Koch, der mit 100 Testpersonen ein veganes Experiment startete: Vegan for fit, die 30-Tage-Challenge. Dieser Herausforderung wollte sich meine Freundin auch stellen.
 Da mir bei meinem wirklich ersten veganen Menü weder Fisch noch Fleisch fehlten und ich bei uns überwiegend koche, erklärte ich mich spontan solidarisch mitzumachen.
 Dreißig Tage lang, den gesamten Monat September, werden wir uns also rein pflanzlich ernähren, werden Hildmanns Rezepte aus seinem Buch „Vegan for Fit“ nachkochen, abwandeln und vielleicht eigene Gerichte kreieren. Wir werden neben tierischen Eiweißquellen selbst Milch und Honig meiden, auf Weißmehl, Zucker und Alkohol verzichten, nur Wasser und Shakes trinken und nach 19.00 Uhr nichts mehr essen. Es wird ein Abenteuer, bei dem selbst die benötigten Lebensmittel umständlicher als bisher beschafft werden müssen. Aber wozu lebe ich in Berlin? Die Basics sind gekauft, das Gemüsefach ist voll. Heute ist Sonntag, der 1. September. Perfekter kann es nicht losgehen mit -

 Tag 1:

 Zum Frühstück um 9.00 Uhr gibt es Kaffee und Beeren-Müsli. Das ist für mich nichts Neues, da ich jeden Arbeitstag so starte. Nur wird jetzt der Joghurt durch Hafermilch und der Honig durch Agavendicksaft ersetzt. Noch eine Messerspitze gemahlene Vanille, aufgetaute Tiefkühl-Beeren und statt der Hasel- und Walnüsse gebe ich geröstete Mandeln dazu. Das lässt sich ja beliebig variieren.
Ich staune nur über die (abgewogene) Müslimenge: 100 g! Sonst nehme ich 2,5 Esslöffel. Aber gut, das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages und soll anhaltend satt machen. Und das tut es. Meine Freundin bevorzugt morgens dagegen einen Shake aus Hafermilch, Beeren, Banane, Agavendicksaft, Haferflocken und Matcha (gestoßener grüner Tee).
Mittags bin ich immer noch satt und gehe 10 km laufen, was ich mit Besuchen im Fitness-Studio regelmäßig tue. Trotzdem wiege ich bei einer Größe von 1,83 m 90 kg. Da lässt sich bestimmt noch einiges nach unten korrigieren.
Nachmittags habe ich keine Zeit zum Kochen. Ich esse schnell eine Banane, werfe einige Haselnüsse und getrocknete Aprikosen ein. Das muss reichen. Tut es aber nicht. Erst um 18.00 Uhr stehe ich wieder am Herd. Die Zeit wird knapp, da 19.00 Uhr kulinarische Deadline ist. Zucchini-Spaghetti stehen auf dem Plan, mit Avocado-Basilikum-Creme. Der erste Schrecken: Meine zwei Avocados sind zu wenig. Statt 700 g bringt ihr Fruchtfleisch gerade mal 250 auf die Küchenwaage. Sei´s drum. Nehme ich eben weniger Balkon-Basilikum, Zitronensaft, Pfeffer, Meersalz, Chili, nur einen Schuss Olivenöl und - abweichend vom Rezept - eine kleine Knoblauchzehe als Draufgabe und püriere das Ganze schön cremig.
Dann der zweite Schrecken: Die mit dem Spiralschneider zu Spaghetti verarbeitbaren Zucchini (zwei statt vier) werden weder gegart noch blanchiert. Sie kommen als Rohkost zur Creme. Oha! Aber wenigstens ist im Nu angerichtet.
Wie es schmeckt? Erstaunlich gut, obwohl es kalt ist. Und es macht immer noch zwei Personen satt.
 PS: Nur für das Foto habe ich erst einmal alles auf einen Teller gefüllt.