Gegen zehn brachen wir gestern nach Galway auf, zur Hauptstadt der gleichnamigen Grafschaft. Wir fuhren durch eine wunderschöne an Schweden, Schottland oder Kanada erinnernde Landschaft. Darüber der perfekt Sonnen-Wolken-Mix.
Über Galway hatten wir im Vorfeld bereits einiges gelesen: studentisch belebt sollte die Stadt sein, voller Straßenkünstler und Lebensfreude. Doch als wir nach knapp anderthalb Stunden ankamen, hatten wir einen Kulturschock wie jemand aus der Prignitz, der zum ersten Mal auf Berlins Hackeschen Höfen steht.
Unzählige Touristen strömten die Quay - und High Street rauf und runter. Jeder wie in Matala auf der Suche nach seinen uniformen Reiseführererwartungen. Wir flüchteten erst einmal in die alte Nicholas Church, wo es beruhigend nach Kirche roch. Kolumbus soll 15 Jahre vor seiner Amerikareise hier gewesen sein und den Schutz und Segen des Seefahrer-Heiligen St. Nikolaus erfleht haben. Für unsere Augen war auf den ersten Blick aber wieder nur wenig zu entdecken. Nur für die Ohren: Von draußen hörten wir einen der Straßenmusiker „Dirty Old Town“ singen.
Links und rechts von der High Street fanden sich zwar weniger belebte Seitenstraßen, aber überwiegend ohne Pubs und Geschäften. Also gingen Andrea und ich zurück zum Spanish Arch und über die Wolfe Tone Bridge zur anderen Seite des Corrib-Flusses. Dort gab es zum Glück kein Gewimmel. Allerdings auch kein offenes Pub, wo wir sitzen und etwas trinken wollten. So mussten wir wohl oder übel in Galways Touriherz zurück.
Wir fotografierten die Oscar-Wilde-Statue, die von Pádraic Ó Conaire im Kennedy-Park, bunte Häuschen und natürlich das Claddagh-Ring-Museum.
Den berühmten, für Treue stehenden Fingerschmuck hatte einst ein Richard Joyce im Dörfchen Claddagh entworfen, nachdem er vor seiner geplanten Hochzeit von Piraten entführt, als Sklave verkauft und nach Jahren wieder freigelassen worden war. Er designte das gekrönte, von zwei Händen getragene Ring-Herz, da seine Braut die ganze Zeit über treu auf ihn gewartet hatte. Hach, wie schön.
Jim Morrison schenkte seiner Pam auch so ein Schmuckstück und ich nun meiner Andrea. Sie solle ihn aber nie falsch herum aufsetzen, sagte ich ihr, denn wenn die Herzspitze zum Fingernagel zeigt, bedeutet es, dass man auf der Suche nach einem neuen Partner sei.
Am Nachmittag brachen wir nach Roundstone auf, wo wir uns endlich Ruhe erhofften. Unterwegs machten wir aber noch einen Zwischenstopp auf einem Friedhof voller Keltenkreuze, der sich gleich neben der N59 befindet.
Im Hafendörfchen Roundstone trafen wir bei Ebbe ein. Dennoch hat es uns nicht enttäuscht. Ein von Massen ungestörter Blick über eine Bucht hin zu Wolken und Bergen, ein gutes Essen, mehr brauchen wir nicht.
In O´Dowd´s Seafood Bar and Restaurant aßen wir saftigen Fisch und ein halbes Dutzend Austern, machten einen kleinen Spaziergang und fuhren versöhnt nach Clifden zurück.
Bei Wein und Irish-Folk-Music im Zimmer ließen wir den Abend ausklingen.
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