Unser Pensionswirt meinte, wir könnten uns Zeit lassen mit dem Auschecken. Und so gingen wir gestern ein letztes Mal entspannt am Hafen frühstücken, dann zum Verabschieden ins „Ilios“.
Manolis war gerade von der Jagd zurückgekehrt. Die Gräser und Büsche seien zu hoch gewesen, sagte er, wodurch etliche Hasen fliehen konnten. Einen hatte er jedoch erwischt und ihm bereits, wie wir in der Küche sahen, das Fell abgezogen. Für Vegetarier sicher kein schöner Anblick. Aber Pilze hatte Manolis auch aus den Bergen mitgebracht.
Er trank noch seinen Frappé aus, rauchte eine letzte E-Zigarette, umarmte uns herzlich und ging geschafft schlafen. Susanne hielt es noch ein wenig mit uns aus. Auch sie freute sich auf das Saisonende, wenn sie wieder zum Lesen und E-Mail-Schreiben kommt, zum Besuchen und Empfangen von Freunden.
Während wir an Cola und Sprite mit Eiswürfeln nippten, ging draußen ein jugendlich wirkender Mann vorbei. Ein 26-jähriger Pakistani, wie Susanne sagte. Er arbeite für einen Obst- und Gemüseladen oben in der Straße, liefere Orangen in Restaurants oder hole leere Gasflaschen von Cafés ab. Immer fröhlich und freundlich winkend. Immer dankbar für das, was das Leben ihm bot. Dabei habe er hier keine Familie und als Flüchtling nur einen unbestimmten Aufenthaltsstatus. Und das bisschen Geld, was er verdiene, schicke er ausnahmslos in die alte Heimat. Ganz anders dagegen die beiden jungen Griechinnen, die heute früh gackernd am Nachbartisch saßen, sich ständig schminkten und die Kellnerin beim Bezahlen nicht einmal ansahen. Menschenschicksale.
Nachdem wir auch Susanne fest gedrückt hatten und vor 14.00 Uhr abfuhren, gingen die Zwillinge noch einmal schnorcheln. Das Wetter war einfach zu schön, wie auch eine auf dem Weg sitzende Gottesanbeterin fand.
Und dann saßen wir auch schon wie letztes Jahr in Agia Varvara in „unserem Imbiss“ und aßen köstliche Gyros- und Souvlaki-Pita. Außer Notfall-Keksen würde es bis spät abends ja nichts mehr geben.
Tanken mussten wir ebenfalls noch. Nur was? Benzin oder Diesel? Auf dem Mietwagen-Zettel, wo es normalerweise vermerkt wird, stand nichts dazu. Laut Handschufach-Bordbuch sollten wir Diesel nehmen, doch das wollte der Service-Mann nicht recht glauben und startete den alten Citroen Jumpy, um den Motor zu hören.
„Benzine!“, behauptete er und lachte.
„Are you shure?“, fragte ich.
Erst da fiel mir auf, dass wir ein Bordbuch von Fiat dabei hatten. Aber der Mann nickte.
„Benzine, benzine!“
„And if that not true?“
„Boom!“, machte er und lachte weiter.
Obwohl der Tank noch zu einem Viertel voll war, musste ich wegen der hohen griechischen Benzinpreise und Besteuerung fast glatte 100 € zahlen.
Auf der Weiterfahrt nach Heraklion machte es nicht „Boom!“. Das teure Benzin schien also die richtige Entscheidung gewesen zu sein. Bei der Auto-Rückgabe gab es auch keine Probleme. Dass die Schlösser der nur manuell abzuschließenden Türen ausgeleiert waren und das Bordbuch fehl am Platz, sagte ich nicht. Dass wir über der Sichtblende einen Fotoapparat gefunden hatten, ebenfalls nicht. In Berlin werde ich die Besitzer, die ihren Fotos nach auch in Thailand gewesen sein mussten, über Facebook ausfindig zu machen versuchen. Denn wer weiß, ob die Leute von der Autovermietung die Kamera am Ende nicht behalten hätten.
Dann wechselte ich am Flughafen die Hose von kurz auf lang, gab mit den Jungs die Koffer ab und checkte uns ein. Zum Glück waren die nervigen Umbauarbeiten beendet und das Flughafengebäude machte endlich einen angenehmeren Eindruck. Vor dem Abflug gab es eine halbe Stunde Wartezeit, weil man in Tegel, wo der Eurowings-Flieger herkam, getrödelt hatte. Die machte der Pilot aber bis auf zehn Minuten wieder gut. Und das trotz leichter Turbulenzen. Somit konnte uns Andrea gegen 22.00 Uhr freudestrahlend in die Arme schließen.
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