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Samstag, 27. Oktober 2018

198 | Noch einmal Matala

Der gestrige Morgen begrüßte uns mit wolkenfreiem Himmel. Und mit der Nachricht, dass es in Westgriechenland ein Seebeben gegeben hat. Zum Glück nicht bei uns. Hier gab es zwar nach dem Frühstück im ganzen Ort kein Wasser mehr, und am Vorabend war zweimal kurz der Strom ausgefallen. Doch das lag an den vergangenen Böen und Regenfällen.
Für unseren letzten ganzen Tag hatte der Wetterbericht windstille 22°C angesagt, und wir wollten auf jeden Fall irgendwo an den Strand. Nur wo? Der Prevele Beach war laut Internet eine einzige Enttäuschung. Außerdem lag er ziemlich weitab. Und der Strand von Triopetra? Zu steinig. Am Ende wollten die Jungs noch einmal nach Matala.
Vorher reservierten wir bei Susanne den Tisch unter der Sonne für abends, während Manolis draußen fischte. Anschließend gingen wir hoch zu den Ikarus- und Daedalus-Statuen und dann zur Pension, wo wir das mit dem Wasser feststellten. Was soll´s, sagten wir uns, auf nach Matala, denn „Today is life, tomorrow never comes.“

Die Regenfälle hatten vor zwei Tagen den vor dem Parkplatz endenden trockenen Bachlauf in ein reißendes Flüsschen verwandelt und mittig einen Strandabschnitt ins Meer gespült. Wir stellten den Wagen besser wieder oberhalb ab, auf dem Campingplatz-Gelände. Dann ging es mit Taucherbrille und Schnorchel ins Meer.


Doch das Wasser war zu milchig-trüb, die Sicht an Land umso besser: Zwei Rentnerpaare aus Deutschland hatten sich bis ganz nach vorn gewagt. Mit Hütchen, langen Sachen und Rucksäcken standen sie wie Völkerkundler unter den Halbnackten. Die Herren mit riesigen Fotoapparaten vor den Bäuchen, die Frauen mit gut gemeinten Ratschlägen („Kremple doch deine Schuhe hoch!“ sic!), bevor sie von einer frech auflaufenden Welle umspült wurden.
Später, nachdem wir die Handtücher, Taucherbrille und Wasserflasche zum Auto gebracht hatten, zogen wir einmal mehr durch den Ort, wo die Jungs schlecht schmeckende, mit kaltem Knorpelfleisch gefüllte Gyros-Pita aßen.
Zufällig entdeckten wir hinter einem Haus den Weg zum Red Beach, an dem ich noch nie war. Ich hatte nur im Internet darüber gelesen. In Flipflops folgten wir blauen Pfeilen und weißen Punkten bergauf und stellten fest, dass Matalas zweiter Strand nicht gleich hinter der Felswand liegt.
Der alte Hippie-Trail führte uns an einer bewohnt aussehenden Höhle und aufgeschichteten Steinhaufen vorbei. Immer aufwärts und dann wieder abwärts, bis wir nach einer halben Stunde an einem etwa 300 m langen geröllfreien Uferbereich mit blauen Schirmchen und einer bunt bemalten Bar ankamen. Der Bar von Janis, wie wir lesen konnten, der für 9,- € „best Mojitos“ anbot.
So anstrengend der Weg auch war, gelohnt hat er sich auf jeden Fall. Die Jungs kürten den weichen rotbraunen Sandstrand mit seiner malerischen Brandung und dem hellblau klaren Wasser zum schönsten überhaupt. Blöd nur, dass wir keine Taucherbrille mehr dabei hatten.


Auch jetzt, Ende Oktober, war der Red Beach gut besucht, aber nicht zu voll. Die rechte Strandhälfte gehörte den FKK-Freunden. Dahinter, vor einer riesigen Sandsteinwand, hatten Künstler Reliefs und Skulpturen aus Felsbrocken gearbeitet. Sie schienen über jede Menge Zeit verfügt zu haben und somit über das Wissen, was wahrer Luxus ist. Vierzig, fünfzig Jahre früher fühlte sich das Leben hier sicher noch wie ein einziger endloser Sommer an. Schade, dass ich 1992, als ich das erste Mal auf Kreta war und in Matala campte, keine Ahnung von diesem Strand hatte. Aber für uns Heutige stand fest: Wir kommen auf jeden Fall wieder, wenn wir im nächsten Herbst erneut auf unserer Lieblingsinsel sind.
Den Tag beschlossen wir mit Rinder-Stifado, 4-5 Stunden gegartem Zicklein, das morgens geschlachtet wurde, und Hackfleischbällchen auf mediterranem Kartoffelsalat selbstverständlich im „Ilios“. Manolis war von seiner vielen Arbeit kaputt: früh mit dem Boot raus (wieder nichts gefangen), mittags das Ziegengulasch zubereitet, abends mit Susanne gekocht und gekellnert. Und dann wollte er am nächsten Morgen zur Jagd gehen. Natürlich liebt er es, doch so ein Programm drei Jahre ohne Urlaub durchzuziehen, ist hart.

Als Abschiedsgeschenk bekamen wir eine schwere Tüte voll Honig, Olivenöl, Bergkräutertee und Raki mit, worüber Andrea sich auch freuen darf. So eine Tüte ist neben schönen Erinnerungen wohl das Beste, was man sich von Kreta mitnehmen kann.

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