Das Hertha-Spiel wurde gestern in den Kafenia, wo auf Großbildschirmen ständig Fußball läuft, nicht übertragen. Also schauten wir es mit schlechter WLAN-Verbindung am Laptop. Ich bis zum bitteren Ende, die Kinder, bis feststand, dass die „Alte Dame“ einen traurigen Anblick bietet.
Gegen sechs erwachte ich von flackerndem Licht: Wetterleuchten in den Bergen. Meine Jungs ließen sich wenig später von hungrigen Mücken wecken.
Ein weiterer Blick aus dem Fenster und auf den Wetterbericht: Heute würde ganz Kreta mit Regen überzogen. Also nichts mit Pool und Meer. Stattdessen machten wir uns in den Norden auf; denn wo man nass wird, ist letztlich egal. Mit unserem roten Flitzer fuhren wir durch die Berge nach Rethymno, der drittgrößten Inselstadt, und parkten an der parallel zum Strand verlaufenden Straße. Kaum ausgestiegen, begann es auch dort zu regnen. Stürmisch war es sowieso, weshalb die Wellen an Land zu kommen versuchten.
An der Promenade gönnten wir uns Eis, stellten uns unter Markisen und schlenderten zum venezianischen Hafen, wo ich bereits letztes Jahr mit meiner Freundin war. Dort drängen sich, wie ich wusste, Touristen und Restaurants, und die Kellner sind mehr als aufdringlich.
„Los“, sagte ich zu meinen Söhnen, bevor der Gastro-Spießrutenlauf begann, „wir tippen mal, wie oft wir von den Türstehern angesprochen werden."
„Dreimal!“, sagte der eine.
„Siebenmal!“, der andere.
„Zweimal!“, sagte ich.
Am Ende war es dreimal, was wenig ist und nur am Wetter lag.
Den nächsten Spaß hatten die Jungs, als wir auf der Hafenmauer zum Leuchtturm liefen. Es war ihr altes Spiel: Sie taten, als würden sie stolpern oder springen und ich war das Opfer lähmender Pseudo-Stromstöße.
Dafür kam ich anschließend auf meine Kosten: Für ein Mutproben-Foto stellten sie sich auf dem Parkplatz vor die zum Meer gehende Betonmauer, über welche ab und an Gischt klatschte. Da sich kein Schwall ankündigte, wurde es nichts mit dem Foto. („Mist, wieder zu spät gedrückt.“) Recht nass waren die Burschen hinterher trotzdem.
Als Trost gab es unterhalb der alten Befestigungsanlage, der „Fortezza“, Cola im Straßencafé. Dann bummelten wir durch die mit griechischen Flaggen-Wimpeln für den Nationalfeiertag am 28. Oktober geschmückte Altstadt zum Auto. Dieser Tag, der „Ochi“-Tag, geht auf ein 1940 von Mussolini gestelltes Ultimatum an den damaligen griechischen Präsidenten zurück. Der sollte nämlich "ja" zur Besetzung seines Landes sagen. Doch er sagte „ochi!“ - "nein!" - und wird dafür immer noch gefeiert.
Als wir zurück nach Agia Galini fuhren, wurde es bald fühlbar wärmer und der Himmel war nur noch halb bedeckt. Immer wieder faszinierend, das zu erleben. Doch jetzt stürmt es auch hier. Couch- und Zu-Hause-bleib-Wetter.
Dabei steht für den Abend Pizza auf der Agenda, die sich nicht bestellen lässt. Und für morgen - wenn der Wetterbericht recht behält - Schwimmen im Meer.
Mein Fazit: Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist. Und manchmal wird auch ein „Nein!“ von vielen bejaht.
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