Weil am Rhein ist eine Stadt und keine Konjunktion. Sie hat aber durch ihre Grenzlage zur Schweiz eine ähnlich verbindende Bedeutung. Wer wie ich nicht direkt bis Basel durchfährt, kommt mit Sicherheit wegen des Vitra-Design-Museums. Ich hatte Glück und konnte an einer anderthalbstündigen Führung teilnehmen. Hauptschwerpunkt: die Architektur der Gebäude auf dem Gelände der Büroausstattungsfirma. Das eine verspielt wie das Guggenheimmuseum in Bilbao, das andere streng-sachlich, errichtet nach japanischen Zen-Prinzipien. Viel Beton und Glas, und bis zur Ungemütlichkeit auf das Wesentliche beschränkt. Das Wesentlichste aber befand sich hinter eben diesen Mauern: Stühle. Industriell gefertigte Designerstühle des 20. Jahrhunderts. Für jedes Jahr gab es einen Stuhl. Numeriert und wie in einem riesigen Setzkasten-Regal ausgestellt. Bequemlichkeit neben revolutionärer Innovation, Kurioses neben Zeittypischem. Zeitloser, aber nicht weniger kurios waren die Besucher. Viele verklärte Blicke, die eine gewisse Lebensfremdheit verraten, darunter das eingefrorene Dauerlächeln pensionierter Gymnasiallehrer. Alles sehr nett, alles sehr schön. Nur eine ältere Dame musste kundtun, dass ihr von den schrägen Wänden "ganz schwindlig" wurde.Eine andere fand die Architektin des Ganzen sogar "erschreckend konsequent". Gott sei Dank verlor sich irgendwann alles in einer Ausstellung von Ingo Maurer. Lichtobjekte mit dunklem Sinn für Ironie, auf zwei Etagen verteilt. Nicht alles mein Fall, aber eine Wohltat nach den unzähligen Fachwerkhäusern und Münstern der letzten Tage. Hätte ich geahnt, wie anstrengend der Baseler Straßenverkehr ist, ich wäre noch ein wenig länger geblieben ...
Basel, die geschäftstüchtige Stadt, scheint ordentlich zu sparen. An Ampeln und Vorfahrtszeichen. Dafür gibt es jede Menge Zebrastreifen und Straßenbahnen. Auf der Suche nach einem freien Parkhaus rollte ich auf eine Kreuzung, sah nach rechts und überlegte, wer zuerst dürfe, als von links - wie hinterhältig - die Straßenbahn kam. Der Stress! Berlin ist Erholung dagegen. Das Parkhaus erschien als rettende Insel. Dachte ich. Falsch abgebogen, nur für Kurzparker. Macht schon mal einen Schweizer Franken, den ich noch nicht hatte (wie einfach ging das da in Frankreich). Also den Franken besorgt, bezahlt, wieder raus und wieder rein. - Mir kam das eingefrorene Besucherlächeln in den Sinn - Dann öffnete sich eine Art Tresortür. Aber ich wollte doch nur ... Geschafft. Irgendwie war ich irgendwo in der Tiefgarage eines Hotels gelandet. Egal. Bis zum Nachspiel 3 Stunden und 8,- Schweizer Franken später: Statt mich rauszugeleiten führte der einzige Weg in die nächste Tiefgarage. Ich konnte aber die Visa-Card einschieben und - die Schranke öffnete sich, die nächste auch. Das war die Hauptsache. Keine Ahnung, ob und wieviel Geld abgebucht wurde.
Und sonst? Ein weiteres Münster, ganz klar, doch mit erwähnenswertem romanischem Grundbau. Der Blick auf den erstaunlich breiten Rhein, viele Brunnen, Banken, Geschäfte. Und Maroni-Röster, wie andernorts Wurstverkäufer. Viele Mädchen, die (wie überall) im Viererpack zu McDonald´s oder H&M pilgern, wenn sie keine Maronen mehr sehen können. Und eben die Straßenbahnen, die offenbar so zahlreich eingesetzt werden, um die Schweizer von ihrem Phlegma zu befreien. Ich hingegen darf mich diesem nach ein paar Stunden in Basel getrost hingeben.
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