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Freitag, 26. Oktober 2018

197 | Rethymnon

Beim Frühstück am Hafen war es gestern schön sonnig, aber auch sehr windig. Und auf ganz Kreta sollte es laut Wetterbericht nicht wärmer als 17 bis 18°C werden. Um zu baden, worauf wir Lust hatten, nicht gerade ideal. Also beschlossen wir, nach Norden zu fahren und dem Großen die Hafenstadt Rethymnon zu zeigen. Aber erst nach Mittag, wenn es sich da oben laut WetterApp ausgeregnet hätte.

Unterwegs in den Bergen waren wieder riesige aufsitzende Wolkenmassen zu sehen und dramatisch angestrahlte Gipfel. Ließen die Böen, die uns auf den Serpentinen schlingern ließen, nach, begann es zu nieseln.
Die Jungs hatten vor, in Rethymnon schwimmen zu gehen und bereits bloß Badehosen und – bis auf den Großen – Flipflops an. Einem der Zwillinge fiel jedoch ein, dass er seine Jacke vergessen hatte, weshalb er an der Strandpromenade, wo wir parkten, meine bekam. Ich lief also in T-Shirt und Shorts zwischen gut verpackten Leuten herum und mein vergesslicher Sohn war mir für alle Zeiten dankbar.
Ans Schwimmen war natürlich nicht zu denken. Dafür war allein die Brandung zu stark. Das Wetter war genau wie im letzten Jahr, nur dass es nicht (mehr) regnete. Wir schlenderten durch windgeschützte Straßen der Altstadt entgegen, aßen etwas in einem Gyros-, Pizza-Laden und besahen uns Geschäfte.


Die venezianisch-osmanisch geprägten Häuser waren teilweise saniert und teilweise in verheerendem Zustand. Vor dem venezianischen Hafen schlossen wir erneut Wetten ab, wie viele Kellner uns ansprechen würden, um uns in ihre Restaurants zu locken. Der Gewinner sollte von den übrigen Dreien je einen Euro bekommen. Doch nur einmal angesprochen zu werden, damit hatte keiner gerechnet. Und am Ende gingen wir freiwillig in ein Lokal, um uns mit Tee und heißer weißer Schokolade aufzuwärmen.
Pünktlich zum Einbruch der Dämmerung waren wir in Agia Galini zurück und zogen zum Essen ins „Onar“. Unser Lieblingskellner schnappte sich eines der immer mitgeschleppten Kombolois, setzte sich hin, legte die Beine hoch und demonstrierte den Jungs, auf welche Haltung es bei diesem Fingerspiel ankäme: cooler Altherren-Gesichtsausdruck, (imaginären) Schnurrbart zwirbeln und die Umgebung hochmütig scannen. Der Mann war lustig und ging mit seiner entschleunigten Art maßgeschneidert auch auf die anderen Gäste ein. Kein Abspulen ewig gleicher Sprüche wie bei Stochos´ Evi. Die Zwillinge bestellten Chicken-Souvláki, mein Großer und ich die Fischplatte für zwei Personen. Davor, ein Muss im „Onar“, frittierte Auberginen. Das Fischessen begann mit Fischeintopf, der hervorragend schmeckte. Danach war ich im Grunde schon satt. Aber mich erwarteten noch eine frittierte Sardine, eine Rotbarbe und ein unbekannter Fisch, gebratenes Doradenfilet und ein Stück gegrillter Thun- und Schwertfisch. Und Kartoffeln mit gegrillter Paprika. Und ein Stück Schokokuchen als Abschluss. Der Raki, der uns zweimal nachgeschenkt wurde, war so willkommen wie lange nicht, doch der aufwärts zur Pension führende Weg eine einzige Qual.

Für unsere Freunde aus dem „Ilios“ waren wir an diesem Abend zu satt und zu kaputt. Wir setzten uns nur noch bei leiser Laptop-Musik auf die Terrasse und nutzten unsere Jungs-Zeit für gute Jungs-Gespräche.

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