Auf dem Weg zum Frühstücken entdeckten wir gestern im flachen Wasser des Strandes einen Kraken. Offenbar war er vor einem größeren Fisch geflüchtet, denn zwei seiner Arme waren halb weggefressen. Einige wollten an der gleichen Stelle einen Aal gesichtet haben. Vielleicht aber auch eine Muräne. Als ein Mann den Kraken kurz anhob, bespritzte das Tier ihn mit Wasser.
Einen zweiten Kraken entdeckte ich später beim Schnorcheln. Er war kleiner und hatte sich auf dem Meeresboden als Stein getarnt, um in Ruhe ein Nickerchen zu machen. Da waren wir am Lampi-Strand hinter Triopetra, wo ich drei Jahre zuvor bereits mit Andrea badete.
Den Jungs gefiel der Strand jedoch nicht. Zu grau und zu steinig. Schon als sie eine spirituell angehauchte Frau sahen, die aus dem Steinkreis trat, die Arme zum Himmel streckte und sich zum Horizont hin tief verneigte, machten sie dicht. Dass aktuell ein Paar in dem aufgeschichteten Steinhaus lebt, interessierte sie genausowenig.
Nach ein, zwei Stunden Rumgemaule, fuhren wir wieder zurück.
Den Jungs gefiel der Strand jedoch nicht. Zu grau und zu steinig. Schon als sie eine spirituell angehauchte Frau sahen, die aus dem Steinkreis trat, die Arme zum Himmel streckte und sich zum Horizont hin tief verneigte, machten sie dicht. Dass aktuell ein Paar in dem aufgeschichteten Steinhaus lebt, interessierte sie genausowenig.
Den Jungs würde ein Pool, ein Zimmer mit W-LAN und Fastfood im Strandrestaurant vollkommen reichen. Für sie wäre Pauschalurlaub praktischerweise in Ordnung. Andrea und ich, die Individualtouristen, ticken da zum Glück anders. Wir lieben das Einfache, Ursprüngliche, das es zu entdecken gilt. Luxus ist für uns nicht der perfekte, sondern der leere Strand. Statt importierten Champagners kalter, regionaler Landwein. Dazu gegrillten Schwertfisch. Zum Beispiel.
Was uns am „Onar“, wo wir abends wieder waren (und Schwertfisch aßen), so gefällt, ist zuerst natürlich das Essen. Aber dann auch die Art des Personals. Dort sind die Kellner nicht nur des Trinkgeldes wegen freundlich. Sie nehmen sich Zeit für ihre Gäste, und man merkt, dass sie ihren Job gern machen.
Bei unserer Ankunft letzten Sonntag, war Agia Galini noch gut von Urlaubern besucht. Doch gestern merkten wir, wie es sich mittlerweile lichtet. Einige Strandcafés und Bars bleiben leer, die untergehende Sonne findet kaum noch Beachtung. Nur zwei Fischerboote folgten ihr, als sollte ihr glühendes Gold mit Netzen eingefangen werden.
Noch hat sich der Sommer auf Kreta niedergelassen. Aber bald schon wird er Richtung Afrika aufbrechen und die letzten Touristen zur Festung Europa zurückkehren. Bald werden die Nächte kühler und der Wind wie ein stürmischer Hirte Regenwolken vor sich hertreiben. Damit die Kellner im geschlossenen „Onar“ durchatmen können – und mit ihren Familien das Saisonende feiern.
Wie gern würde ich von Herbst bis zum Frühjahr auf Kreta bleiben. Schreiben, mit Andrea spazieren gehen und mit Manolis zum Jagen oder Fischen fahren. Gestern fing er einen kleinen Thunfisch, sagte er, als wir ihn und Susanne kurz besuchten. Und als ich ihm den gefilmten Kraken vom Strand zeigte, wunderte er sich, warum ich das Tier nicht zu ihm in die Küche gebracht hatte.
Ach ja, Agia Galini ist so ganz nach unserem Geschmack. Nächstes Jahr im Oktober wollen Andrea und ich aber mal eine andere Ecke der Insel kennenlernen, den Südwesten vielleicht. Wieder für eine Woche und wieder ohne Kinder.
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