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Mittwoch, 28. März 2018

188 | Lentas

Am Dienstag machten wir uns gegen Mittag nach Lentas auf, einem kleinen Küstenort östlich von Agia Galini. Die Fahrt mit dem Auto dauert etwa anderthalb Stunden. Doch da wir es nicht eilig hatten, hielten wir häufig unterwegs, um die Landschaft zu genießen.
Der frisch gefallene Schnee auf dem Psiloritis sah rosastichig aus, was auf dem Foto leider nicht zu erkennen ist. 
Dort oben kam nämlich auch Sahara-Staub herunter. Der wurde sogar, wie ich in den Nachrichten erfuhr, bis in russische Skigebiete getragen.
Gleich neben der Straße entdeckten wir Orangenbäume, sogar ganze Plantagen. 
Andrea bekam einen richtigen Hieper auf die Früchte und wollte unbedingt welche pflücken. Also hielt ich an und sie kam grinsend mit 3 Apfelsinen zurück.
Der Duft war unbeschreiblich intensiv und dann diese saftige Süße! Im nächsten Dorf wuchsen selbst vor der Kirche Orangen.
Überall gab es Blumen, Olivenhaine und blühende Kräuterbüschel. 


Vor allem im Asterousia-Gebirge, das man auf dem Weg nach Lentas durchqueren muss. 

Dort blühte bereits der Thymian und bildete neben den allgegenwärtig gelb leuchtenden Bodendeckern wunderschöne komplementäre Farbtupfer.
Zum Glück kam uns auf den engen Serpentinen nur selten ein Auto entgegen. Ein Hoch auf die Vorsaison! Dafür standen aber einmal Ziegen auf der Straße und in der Felswand.
Lentas ist kleiner als Agia Galini, ohne Durchgangsverkehr, Geldautomaten und größere Hotels. Gerade einmal 250 Menschen wohnen dort. Im Sommer, wenn die Strandtavernen offen haben, muss es hier richtig nett sein. Aber jetzt ist die Bucht eine einzige Katastrophe: Im Winter wurde der Strandsand ins Meer gerissen und erst im Mai, wie uns ein junger Kellner sagte, wird er zurückgebracht. Wobei sie als Einwohner da schon mal nachhelfen müssen. Das Einzige, was bisher angeschwemmt wurde, sind Plastikmüll und Tonnen von schwarzbraunem Seetang.


Eine Freundin hatte uns empfohlen, den westlich von Lentas gelegenen „schwarzen Strand“ von Dytiko aufzusuchen, wo seit den 80er Jahren Wildcamper und Nacktbader geduldet werden.
Von dem dunklen Sand abgesehen ist der Strand tatsächlich schön und das Meer lädt zum Baden ein.

Vom letzten Jahr stehen noch provisorische Hippie-Hüttchen, wenngleich die Bewohner ausgeflogen sind. Doch sie kommen wieder, ein paar Zelte waren zumindest schon aufgebaut.








Oberhalb des Strandes gibt es jede Menge Tavernen und Ferienwohnungen. Der hippiegeist-durchwehte Ort scheint zu wachsen, während in Matala eher Stillstand herrscht.
Pünktlich zum Abendessen waren wir wieder in Agia Galini und im „Ilios“. Andrea hatte sich bei Manolis Oktopus bestellt, den er für uns grillen wollte. Als wir ankamen, lag auf unserem Lieblings-Terrassentisch ein Zettel: Susanne hatte den Platz für uns auf Deutsch reserviert, was wir total süß fanden.

Bevor wir die leckeren Krakenarme mit Kartoffeln aßen, gab es wieder Tsatsiki und hinterher säuerlich eingelegte Wildzwiebeln. 

Die hatte ich bei dem alten Komboloi schwingenden Kreter vom Nachbartisch unter seinen Raki-Häppchen entdeckt. 20,- € bezahlen Einheimische für ein unverarbeitetes Kilo vom Markt. Manoli aber holt sie aus den Bergen, bricht sie mit der Spitzhacke aus Felsen, bevor sie mühsam von lehmiger Erde befreit werden müssen. Das sei eine recht meditative Arbeit, meinte Susanne, eine, die eben ihren Preis hat. Wer eingelegte Perlzwiebeln mag, wird auch die in ganz Griechenland bekannte, ungemein feiner schmeckende Spezialität lieben. Für mich neben dem Duft frisch gepflückter Orangen die Entdeckung des Tages. Auf den dazugehörigen Raki verzichteten Andrea und ich aber diesmal.

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