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Samstag, 22. Oktober 2016

170 | Hinter Triopetra

7. Tag

Heute wird wieder im „Ilios“ gefrühstückt. Susanne bereitet uns Eier und einen appetitlichen Gemüseteller zu. Dazu gibt es Kaffee und Orangensaft.
Mittags fahren wir zum Triopetra-Strand, der nach drei im Wasser stehenden Felsen benannt ist. Zwei Kilometer weiter lassen wir uns in einer einsamen Bucht nieder.
Die Sonne ist angenehm warm, der Wind unbeschwert leicht. Hinter uns drehen zwei Adler  über dem Berg ihre Runden, vor uns plätschert das Libysche Meer gegen die Küste. Die nächsten Menschen sind in weiter Ferne. Lesen, dösen - einfach perfekt.
Perfekt auch das Tauchen über felsigem Meeresboden. Überall sehe ich Fische. Dann ein kleiner Schock: eine armlange Muräne zwischen zwei Steinen kurz vor mir. Braun gesprenkelt und entschlossen, ihr Versteck verlassen zu wollen. In meine Richtung! Erst tauche ich rückwärts, dann wird geschwommen, als hätten Haie Kurs auf den Strand genommen. Na gut, so schlimm nun auch nicht.
Als ich das Wasser verlasse, kommt mir meine Freundin entgegen. Auch sie etwas panisch, da sich ein dicker, bärtiger Grieche eilig unserem Lager genähert, sie angeglotzt und sich umgesehen hatte, ob sie alleine sei. Dass sie das nicht ist, erkennt er nun hoffentlich. Er badet, um sein bärtiges Gesicht zu wahren und verschwindet kurz darauf Richtung Holperstraße. Besser ist das.
Am Spätnachmittag wird noch etwas trockenes Deko-Schwemmholz gesammelt; dann fahren wir unter einem zwischen den Bergen hängenden Wolkenfeld zurück.
An unserem letzten Abend gönnen wir uns Thunfisch im „Onar“, bevor wir im „Ilios“ einkehren.
Susanne und Manolis sitzen bei Stammgästen aus Baden, die ebenfalls ihren letzten Abend genießen. Und da Susanne sich nicht zerteilen kann, bittet sie uns, mit an dem Tisch Platz zu nehmen.
Ich berichte Manolis von meinem Muränen-Abenteuer, doch er winkt ab und hält sie für ein „Baby“. Weil Fische durch Taucherbrillen immer größer aussähen.
„No, no, no“, sage ich augenzwinkernd, „she was five or ten meters long!“
Gegen zehn verabschieden wir ihn mit Umarmung. Er muss ins Bett. Morgen früh will er in die Berge aufbrechen, um Wildhasen zu jagen. Wie gerne würde ich ihn dabei begleiten, statt ins kalte Deutschland zurückzukehren. In einem Jahr, sage ich, komme ich mit meinen Jungs wieder. Er nickt und meint mit schelmischem Seitenblick auf meine Freundin, dass wir dann nicht nur angeln gingen. Wir träfen uns auch mit russischen Frauen, mit „Olga“ und „Tamara“. „Drink champagne, eating fruit ...“ Welch ein Schlitzohr! Fehlt bloß noch, dass er das Meersalz, welches er uns in einer Plastiktüte verpackt schenkt, als zu schmuggelndes Drogenpäckchen bezeichnet.
Von Susanne verabschieden wir uns erst gegen Mitternacht. Sie werden wir immerhin morgen wieder zum Frühstück sehen.

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