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Donnerstag, 29. März 2018

189 | Rund um Plakias

Während es gestern in Berlin noch einmal schneite, fuhren wir bei bewölkt frühlingshaftem Wetter nach Plakias. Das ist ein kleiner Küstenort westlich von Agia Galini. Der Weg führte durch die Kotsifou-Schlucht, aus der kretischen Partisanen 1941 etliche deutsche Fallschirmjäger abgeschossen haben sollen. 

Als wir an einem Aussichtspunkt nach unten schauten, wo zu dieser Jahreszeit noch ein Bach fließt, hatte Andrea wieder viel Freude an meiner Höhenangst.
Ein paar Kilometer vor Plakias saß plötzlich eine Krabbe auf der Straße. Schnell parkte ich an der Seite und lief zurück, um das kaltäugige, rückwärts flüchtende Tier zu fotografieren. 
Dabei hatte ich keine Ahnung, was es fernab des Meeres hier wollte. Urlaub machen vielleicht. Später erfuhr ich von Susanne und Manolis, dass einige Krabbenarten eben auch an Land leben. Man lernt nie aus.
In Plakias gab es die üblichen weiß gestrichenen Hotels, Bars und Tavernen entlang einer langen Promenade. Viel war nicht los im Ort, aber so hatten wir uns unseren Urlaub ja auch vorgestellt. Wir machten einen Spaziergang zwischen Wind und Flaute, zwischen Schiffsanleger und dem einen Kilometer weiter westlich gelegenen geschützten Hafen. 








Als es zu nieseln begann, setzten wir uns in eines der Cafés, dann fuhren wir hoch in die Berge nach Sellia. Den Tipp hatte uns Susanne gegeben. Wenn sie mit Manolis essen geht, dann gerne dort mit Blick auf die Bucht von Plakias.
Das Dorf begrüßte uns mit einem zerschossenen Ortsschild, was keine Warnung für Fremde ist, sondern Ausdruck des kretischen Freiheitswillens, gerade im Süden der Insel. So schießt Manolis zu Ostern mit seinem Karabiner in die Luft und ein Nachbar mit dem Maschinengewehr. Ein zerschossenes Straßenschild heißt also nur, dass ein Kreter macht, was er will.

Wir parkten und machten uns auf die Suche nach den drei Kreativen, die hier leben sollen: eine Malerin, einen Schmuckdesigner und einen Keramiker, der auch Skulpturen aus Holz, Knochen und Hörnern anfertigt. Seinen Laden fanden wir und er hatte sogar noch offen. Nur Fotos durften drinnen nicht gemacht werden, was ich grundsätzlich respektiere.
Nachdem wir uns zwischen den vielen kleinen gefälligen Kunstwerken umgesehen hatten, liefen wir durch einige Gässchen zur Friedhofskirche, schauten uns die Fotos einiger Verstorbener an und kehrten wieder um. 



Als wir uns in der Nähe des geparkten Autos auf einer Bank ausruhten und den Blick auf die ferne Bucht genossen, ließ sich sogar die Sonne ein wenig blicken.
Auf unserer Rücktour machten wir Halt in Spili, wo Tischdecken und Naturprodukte vor den Geschäften ausgestellt waren: Salatbesteck aus Olivenholz, Olivenseife, Kräuter und Thymianhonig. Schnell wussten wir warum: Mindestens zwei Busse hatten die ersten Touristen gebracht, während andere wie wir mit dem Mietauto gekommen waren. Unter ihnen viele Deutsche, die zu laut sprachen, zu funktional oder bunt angezogen waren oder sich mit hinter dem Rücken verschränkten Hände recht langsam bewegten. Sie schienen dieses Disneyland-Spili, das so authentisch wirkte wie die Restaurant-Einrichtung beim Stammgriechen zu Hause, durchaus zu mögen. Jede Menge nicht zerschossener Schilder zeigten an, wo lang es zum Folklore- und Kirchen-Museum geht. Und da, unterhalb einer auf rustikal getrimmten Taverne, war der berühmte venezianische Brunnen aus dem 16. Jahrhundert mit seinen wasserspeienden Löwenköpfen. Ich weigerte mich, von all dem Fotos zu machen. Nur das Motiv der verdrehten Laterne, die sonst nicht unter einen Balkon gepasst hätte, fand ich witzig.
Gegen 19 Uhr trudelten wir wieder im „Ilios“ ein. Auch hier lassen sich von Tag zu Tag mehr Touristen blicken. Aber „gute Touristen“, wie Susanne sagt. Andrea und ich bekamen wieder unseren Stammplatz und bestellten Hühnchen mit Okra-Schoten, die Manolis mit Tomaten und Zwiebeln in Öl angedünstet hatte. 
Sophi, die Mopsdame, und Moki, das hinkende Lämmchen waren ebenfalls da und ließen sich streicheln. In ein oder zwei Tagen kommt Moki jedoch auf die Weide, da es allmählich beginnt, an den Kübelpflanzen zu knabbern. Susanne und Manolis ist es nur recht, denn nicht selten fängt Moki auch nachts an zu blöken.

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