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Montag, 5. August 2002

024 | Freizeitspaß

Von Freitag bis Sonntag verkam die Karl-Marx-Allee zum längsten Biergarten Berlins. Biersorten aus aller Herren Länder wurden dort beim "Bierfest" geschluckt und so oder so rausgebracht, wie es bereits die Vorväter taten. Das Ganze allerdings mit El-Arenal-Feeling aufgepeppt. Und weil sich alles auch irgendwie steigern lässt, bewarfen einige in der Nacht grüne Ordnungshüter mit leeren Flaschen. (Ein Prooooosit der Gemütlichkeit!)
Betulicher ging es bei bestem Wetter im größten und ältesten (Selbstbedienungs-)Biergarten Berlins zu, auf dem Hof des "Praters" (Kastanienallee). Dort wird neben Kristal- und Hefeweizen sogar hauseigenes "Prater"-Pils ausgeschenkt. Dazu gibt es Laugenbrezeln, Käsespieße, Oliven oder Rostbratwürste, in denen mir aber zu viel Kümmel war.
Nach den reichlichen Kalorien war Jogging angesagt, diesmal im Volkspark Friedrichshain. Vorbei an den halb- oder völlig nackten Sonnenanbetern, Grillmeistern, spielenden Kindern, dem Café "Schönbrunn", dem wiedererrichteten Denkmal des alten Fritz´, hoch zum Mont Klamott, wieder runter und dann immer im Kreis um eine Freiluftarena und immer gegen den Strom von Inline-Skatern, Radlern und weiteren Läufern. Wie im überfüllten Tiergarten unterbleibt hier das gegenseitige Grüßen (erhobener Zeigefinger) der laufenden Autisten. Stattdessen sieht man zum Beach-Volleyball-Feld im Zentrum der Anlage, auf die Uhr oder lässt vorerst wenigstens seine Gedanken ausspannen.
Später und frisch geduscht verfiel ich ebenfalls der großstädtischen Liegewiesenmentalität, wenn auch nicht nackt. Nur irgendwie schaffte ich es, meine Decke genau über die ungezählten Ausgänge ungezählter Ameisen am Ententeich auszubreiten. Mal schnippte ich kleine schwarze herunter, dann wieder kleine rote. Dann kam eine kleine schwarze, um eine kleine rote abzutransportieren, die ein Riese beim Umdrehen einfach plattgemacht hatte.
Irgendwann schien es mich überall nur noch zu jucken; und dagegen hat auch die beste Sommerlektüre keine Chance. Außerdem nervte mich Familie Flodder, die "Enten füttern" als Wochenendhöhepunkt entdeckt hatte und – schlimmer noch – das ganze lautstark kommentierte ("Oh, kuck mal!"). Als sie anschließend mit Knüppeln die japanische Friedensglocke bearbeitete, wusste ich, was die Stunde geschlagen hatte und ging, wo der Spaß auf der Strecke blieb, meiner Wege.

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