Manchmal befinden wir uns im Schatten großer Ereignisse oder Städte ohne dabei weniger glücklich zu sein. Im Gegenteil, oft finden wir unser leises Glück gerade fernab des Rummels. Will sagen: Während letzten Samstag in Sanssouci die Potsdamer Schlössernacht stattfand, saß ich nur einen Spaziergang weit entfernt bei Freunden im Garten. Wir grillten Zucchini, Auberginen & Steaks, tranken Schwarzbier und Rotwein und freuten uns, dass es doch nicht zu regnen begann. Bis in die Morgenstunden war da eine angenehm milde Sommernacht. Und warum sollte das Schlosspark-Feuerwerk, welches wir um null Uhr hörten, nicht auch unseren bescheidenen Tag krönen! Hier waren wir es, die Schatten warfen.
Am Sonntag sah ich mir ausgeglichen und frei von Kopfschmerzen Petzow an. Der Ort liegt am Schwielow, der größten seeartigen Havelbucht im Berliner Umland. Von einer versteckten Bank aus sah ich Segelboten und Libellen hinterher, hörte das Badegeschrei von Kindern, studierte die verjüngten Gesichter von Einheimischen und Sommerfrischlern, die das Ganze mit mir genossen, weil wir um die grauen Tage wussten.
Über Petzow hat Fontane in seinen "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" geschrieben. Dabei muss er ähnlich angetan gewesen sein. Einzig die Radikalität, mit der hier Kirchen gebaut wurden, verdross ihn. Denn von der alten gotischen Kirche unweit des Schwielow blieb nichts erhalten, keine Grabplatte, nichts. Stilistisch gesehen ein Vorteil, aber letztlich eine seelenlose Angelegenheit. Mit preußischer Gründlichkeit – für den Neubau war kein Geringerer als König Friedrich Wilhelm IV. verantwortlich – wurde Historisches einfach als Gerümpel beseitigt.
Das Äußerliche dagegen ist perfekt: Auf einem sanften Hügel des Petzower Schlossparks, den Lenné anlegte, befindet sich die im romanischen Stil erbaute schnörkellose kleine Kirche. Die Pläne dafür stammen noch von Schinkel, der jedoch ein Jahr später in der Bauphase 1841 starb. Davon hat Fontane nichts geschrieben.
Die zur DDR-Zeit vernachlässigte Kirche wurde in den 90ern wieder hergerichtet und bietet jungen 2.- und 3.-klassigen Künstlern eine Ausstellungsmöglichkeit. Davon hat Fontane nichts schreiben können.
Für seine Aussicht gerühmt ist der Kirchenturm, den man für 1,- _ und mit nur wenigen Schritten besteigen kann. Dass ich es nicht tat, ist unverzeihlich, aber auch im Schatten dieses ereignishaften Turmes war ich – wie eingangs gesagt -nicht weniger glücklich. Und heute, am 2. Regentag in Folge mit deutschlandweiten Hochwassermeldungen, denke ich an den Turm und seine sonnige Wochenendaussicht wie an einen bereits verjährten Urlaub zurück.
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