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Samstag, 5. August 2017

177 | Vom Abenteuer, einen Roman zu veröffentlichen - Arbeits- und Auszeit



Diesen Sommer verbringe ich am Motzener See in Brandenburg. Beizeiten stehe ich auf, checke meine Mails und die News am Laptop, setze meinen Tages-Post bei Instagram ab und schreibe an meinem nächsten Roman weiter. Einem Gegenwartsroman, auch wenn er im Jahr 1999 spielt. So lange schleppe ich die Idee dazu und den damals gemachten Anfang mit mir herum. Weil die Story reifen durfte, mein Protagonist jedoch nicht, ist es beim Jahrtausendende geblieben. Mit DM und allem Pipapo.
Im August oder September möchte ich mich mit der freiberuflichen Lektorin Maria Koettnitz treffen, damit sie mir ihre Meinung zum Exposé und den ersten 50 bereits überarbeiteten Seiten sagt. Na, mal sehen.
Ich betreibe also täglich bis nach Mittag mein einsames Schreibgeschäft, während meine Freundin ebenfalls zu tun hat. Dann bin ich durch, laufe bei schlechtem Wetter um den See oder gehe bei warmem schwimmen. Letzteres natürlich am liebsten. Während der Kopf dabei runterfährt, schwirren Libellen an mir vorbei, beobachte ich aus dem glitzernden Wasser heraus Möwen, Haubentaucher, Kormorane und Segelboote. Zuweilen zeigen sich auch zwei Schwäne mit ihrem Nachwuchs im Uferbereich. Oder hoch oben, unter den Wolken, einsame, ihre erhabenen Kreise ziehenden Fischadler. Einmal, als ich mir Urlaub vom Schreiben gönnte und morgens mit dem Ruderboot rausfuhr, um zu angeln, sah ich sogar einen riesigen toten Marmorkarpfen vorübertreiben, den ich zuerst für ein verwesendes Wildschwein hielt.
Am Spätnachmittag gehe ich mit meiner Freundin spazieren, radfahren, auf Fotosafari oder Pilze sammeln.



Abends kommen selbstgefangene, filetierte Barsche in die Pfanne oder Brandenburger Pfifferlinge für ein Risotto. Manchmal holen wir uns zum Salat mit Gartenkräutern einen frisch geräucherten Saibling von Peter, dem Fischer aus Kallinchen. Manchmal grillen wir, besuchen Freunde oder lassen vor dem Fernseher Fünfe gerade sein. Mal mit, mal ohne Anspruch, mal mit, mal ohne eiskalten Chardonnay im beschlagenen Weinglas. Das nennen wir, das nenne ich Luxus. Dieses Gesamtpaket aus Ruhe, Kreativität und Urlaub, aus Lesezeit und kulinarischen Genüssen. Und da wir klugen Kinder wissen, wie schnell auch dieser Sommer vorbei sein wird, genießen wir unsere Lebenszeit um so intensiver. Einschließlich solch zivilisatorischer Errungenschaften wie WLAN und Fliegengitter. Mein Protagonist von 1999 hat übrigens nicht einmal ein Handy.


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