Aber es hätte auch Mallorca sein können. Oder Malta. Im Hochsommer nicht die idealsten Ziele, doch ich will nicht klagen. Also Kreta. Das Mittelmeer ist klarer und wärmer, als ich es in Erinnerung hatte. 1992 war ich schon einmal hier, am Hippie-Strand von Mátala. Bin mit dem Mofa rumgefahren, habe mir eine Schlucht, eine Höhle und das Kloster von Arkadi angesehen. War auf der Suche nach Ursprünglichkeit und mir selbst. Heute reicht es mir innezuhalten, im Schatten zu lesen, unter der Ikarus-Sonne zu schwimmen und auf kühlenden Wind am Abend zu hoffen. Das Alter eben.
Von der Eurokrise ist auf Kreta kaum etwas zu spüren. Nur dass die Urlauber nicht mehr so in Scharen kommen, wie mir ein Supermarktverkäufer bestätigte. Für die Kreter tut es mir leid, für mich als Touristen nicht. Und wenn ich vor Sonnenuntergang am halbwegs menschenleeren, felsigen Strand spazieren gehe, habe ich das Gefühl, die Insel wäre schon mit ganz anderen Sorgen fertig geworden.
Ich schaue raus aufs Meer und denke für einen winzigen Moment an die Bootsflüchtlinge, an die lebenden und an die toten, und daran, wie gut es mir im Grunde geht: Der letzte Winter ist vergessen und der Alltag fern. Mein Körper entsinnt sich an das Kreta-Feeling vor 23 Jahren und das Meer brandet gegen das Zikadengezirpe an.
Abends, wenn die ersten Sternschnuppen fallen und sich ein aufgeblasener Honigmond der Handy-Kamera verweigert, weht mich von irgendwoher ein sentimentales Lied an. Doch ich will mich nicht der Melancholie hingeben, dieser Femme fatale des Herzens; dafür ist mir der Urlaub zu kostbar. Gleich nach dem Lied ist auch Schluss damit. Spätestens morgen.
Abends, wenn die ersten Sternschnuppen fallen und sich ein aufgeblasener Honigmond der Handy-Kamera verweigert, weht mich von irgendwoher ein sentimentales Lied an. Doch ich will mich nicht der Melancholie hingeben, dieser Femme fatale des Herzens; dafür ist mir der Urlaub zu kostbar. Gleich nach dem Lied ist auch Schluss damit. Spätestens morgen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen