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Samstag, 11. Juli 2015

145 | Dinge II


Steine
Bei Steinen ist es wie bei allem: Man hebt sie auf, weil sie so oder so von Wert sind. Diesen hier brachte ich im März ´93 aus Italien mit. Als Briefbeschwerer. Aber Briefe werden keine mehr geschrieben, und so fristet der Stein bei mir seit Jahren ein Schubladendasein.
Ich fand ihn im einst lieblichen Verona, im Durchgang zur Casa di Giulietta, wo er sich aus dem Holperweg herausgelöst hatte. Was mich wunderte, da jedes Jahr 2 Millionen Besucher kommen, um den nachträglich angebauten Balkon Julias zu sehen - und das Pflaster dadurch festtreten. Aber gut, da lag also der faustgroße Stein und da ich gerade verliebt war, besaß ich genügend Romantik, um mir einzureden, dass bereits die junge Capulet ihr holdes Füßchen darauf gesetzt hatte. Und so nahm ich meinen Fund als eine Art reliquia d‘amore kurzerhand mit. Der Stein sollte mir Glück bringen; was er auch tat. Am Anfang zumindest.
Die beiden anderen Steine machen optisch mehr her. Wegen der aufgesprühten Farbe. Wie man auf dem Foto unschwer erkennen kann, handelt es sich um Mauersteine. Wobei ich den „Original-Mauer-Stein“, welchen ich 1990 geschenkt bekam, für ein Original-Fake halte. Der davor liegende blaue Brocken ist aber echt. Den habe ich im November ´89 eigenhändig aus der Berliner Mauer gehämmert. Achtzehn war ich da. Genau richtig, um sich ohne Resignation eine deutsch-deutsche Meinung zu bilden. Und um mit der Westberliner Oma auf die Grenzöffnung anzustoßen. Nur mit dem Opa ging das nicht mehr. Der verstarb am Morgen des 9. November 1989. Einige tragische Stunden zu früh. Wer kann das eine oder andere Ende auch ahnen?

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