Seiten

Sonntag, 5. Juli 2015

143 | Sommer



Nach kleineren Anbadegelegenheiten endlich wieder in Brandenburger Seen schwimmen: Zu Herzen gebogene Libellen poppen auf der Wasseroberfläche, silbrigweiße Fischchen springen vor Glück in die Höhe. Nackt sein, den Körper spüren, atmen, hinüberschwimmen und zurück. Erinnerungen und Gefühle so alt wie die Landschaft.
Dann, im Schatten des Ufers, eine Wassermelone anschneiden und ein längst überfälliges Buch. Ameisen und Käfer beobachten. Einen Raubvogel beim Fischfang. Fernes Plätschern, Girren und Lachen. 
Abends eiskalter Weißwein, Kerzenlicht und lange Gespräche. Auf Balkonen, vor Häusern oder Zelten. Nachts Wetterleuchten wie göttliche Grüße, schließlich Donner, Wind und Regen, wobei die Abkühlung ausbleibt. Dafür anderntags wieder zum See: Mit offenen Augen ins algengrüne Licht abtauchen, zu den Luftblasengeräuschen und zu Kopf steigenden Herzschlägen. Gedanken an die, die das nicht mehr können. Ihnen meine Bewegungen widmen, meinen Atem. Bis er verbraucht ist und mich nach oben zwingt. In den Tag, den Sommer, das Leben. In die Verlängerung all dessen, was einmal ewig währte.

Keine Kommentare: