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Donnerstag, 8. Februar 2007

083 | Vor Liddow

Eigentlich sagte mir das Wetter: Junge, bleib, wo du bist, lies dein Buch weiter oder schlaf dich endlich mal aus! Keine schlechte Idee, das mit dem Ausschlafen. Denn jeden Morgen bin ich gegen 6.00 wach. Jeden. Dafür knick´ ich abends beizeiten ein. Ja, ich hätte aufs Wetter hören sollen. Aber ich wollte Fotos machen, mein Buch nahm ich trotzdem mit.
Ich hatte vor, „zum abgeschiedensten und schönsten Winkel Rügens“, dem „Liddower Haken“ zu fahren.
In Patzig sollte ein „Mühlenmuseum“ sein. Vielleicht ein Motiv, dachte ich. Aber zuerst gab es eine umständliche Umleitung mit Traktor- und Feldwegen. Unterwegs hielt ich am bronzezeitlichen Hügelgräberfeld der Woorker Berge. Hm. Reingucken müsste man können. Aber so ... Viele Wolken, viel kalter Wind, kein reizvolles Motiv. In Patzig: kein Hinweis auf ein Mühlenmuseum, nur die Gaststätte „Zur Mühle“. Den Ehrgeiz, mich durchzufragen, hatte ich nicht. So wichtig war mir das Ganze kaum. Wen hätte ich auch fragen können? Keine Einheimischen, keine Touristen. Abgeschieden, wie gesagt. Also weiter über Rappin zum Großen Jasmunder Bodden, weiter nach Liddow, zum Wasser. Dann der Feldweg. Mit großen Pfützen. Eine war so breit, dass ich über den Acker ausweichen musste. Und mich dabei festfuhr. Das erste Mal, total dämlich.
Ich überlegte, ob ich mit Pfadfindertricks was erreichen könnte, aber da hätte ich mich schon wieder eingesaut. Also den ADAC rufen, selbst auf die Gefahr hin, dass ich ausgelacht werde.
Dann saß ich eine Stunde im Auto und wartete. Links ein Acker, rechts ein Acker. Hier ein Hügelgrab, da eine Baumgruppe, wohin sich einige Rehe vor dem kalten Wind in Sicherheit brachten. Und ich mitten drin. Über mir brodelten die Wolken, um mich zischte das Wetter: Siehste, Junge, hättste mal auf mich gehört.
Na wenigstens hatte ich mein Buch dabei: Sven Regeners Herr-Lehmann-Nachfolger „Neue Vahr Süd“. Schön dick und unterhaltsam der Roman; und Zeit hatte ich ja nun.
Nachdem ich wieder mobil war, reinigte ich mein Auto in Bergen und gönnte mir später einen Sauna-Besuch und anschließend eine mit Schrimps gefüllte Scholle.

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