Bei meinem ersten Element of Crime – Konzert war ich vor 10 Jahren. Aber eben nur "bei", denn vor der Kulturbrauerei standen mir damals zu viele Leute. Das ist heute Abend in der Arena, der hangar-artigen ehemaligen Busmontagehalle (?) kaum anders, im Gegenteil, aber ich habe eine Karte ...
Es gab Zeiten, da konnte ich mir nicht mal eine CD dieser Gruppe leisten, deren Lieder ich in meinem alten Fiat Uno als ein Getriebener laut mitsang. Denn mich konnte keiner hören. Was einerseits gut war. Heute Abend – ich sehe Element also erstmalig live - bin ich den Umstehenden dankbar dafür, dass sie die Songs nicht mitsingen. Jeder konzentriert sich auf den zumeist – im besten Sinne - sentimentalen Sound, kann nachfühlen, neben mir schunkeln. Neue Lieder der "Romantik"-CD und jede Menge guter alter Stücke sorgen dafür.
Vergänglichkeit. Vergänglichkeit ist das Hauptmotiv in Sven Regeners Texten und spielte für mich auch immer eine bedeutsame Rolle. So in der koketten Teenager-Zeit, mehr noch später, als Vergänglichkeit auch Verlust bedeutete.
Regener ist ein singender Dichter, mit einer von Bier und Zigaretten fett gewordenen Stimme, was mich irgendwie an Jim Morrison erinnert. Obwohl es das einzige ist, was diesen Vergleich rechtfertigt. Denn ein Star ist der Frontmann auf keinen Fall, und dafür lieben ihn seine Fans. Neben dem ironischen Unterton höre ich auch eine gewisse Verlegenheit heraus, wenn er zwischen den schnörkellos vorgetragenen Liedern schelmisch grinsend "Vielen Dank!" sagt. Mehr nicht. Den Rest verraten die Texte.
Die Musiker (mit dem Sänger 3 Gitarristen, 1 Bassist,
1 Schlagzeuger) geben alles, Zugaben ohne Ende. Die Stimmung ist gut. Wenn Regener Trompete spielt, fühle ich in mir eine Dankbarkeit, das alles hier zu erleben. Wie heißt es in einem der neuen Lieder? "Wer zu lange in die Sonne schaut, wird blind." Und wer zu lange wie ich ein Schattendasein führte, dem kann nur warm ums Herz werden. Ich weiß, wie blöd das alles für Außenstehende klingen mag, aber wenn man versucht, Gefühle intelligent auszudrücken, entfernt man sich schon wieder und fühlt nicht mehr, wovon man spricht. Und schmerzt das Gefühl? Wehen damit auch die Erinnerungen wie Canabis-Schwaden zu mir herüber? Nicht ein einziges Mal! Ich hatte der Vergangenheit genug nachgetrauert, ich genieße nur das, woran ich mich später gerne erinnern werde, den oft vergeblich glorifizierten Augenblick. Es hat lange gedauert, aber ich bin ihm gegenüber offener geworden. Und deshalb sperre ich mich nur gegen das Geschunkel neben mir. Denn ein Widerspruch bleibt immer. Und das ist nicht das Schlechteste.
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