Endlich schaffe ich es mal, über einen Weihnachtsmarkt zu schlendern. Einen von 50 in Berlin, wenn ich das noch richtig erinnere. Meine Wahl ist gut: der kleine, aber feine Budenzauber auf dem Hof der "Kulturbrauerei". Kein Karussell- und Kinderstress, dafür einsetzender Schneefall und Glühwein bei Minusgraden. Klar, sonst ja kein Schnee. Es gibt finnische Spezialitäten, Thai-Fingerfood und die unvermeidliche "Original Thüringer Rostbratwurst".
Bei dem Glühwein weiß ich schon, dass mir anderntags die Augenlider anschwellen werden und es in meinem Kopf klopft, als stünde Knecht Ruprecht vor der Tür. Aber jetzt ist mir das egal. Ich unterhalte mich mit Freunden über geplante Filmprojekte und sehe den Schlittschuhläufern im großen Zelt zu, bis mir davon schwindlig wird. Das Gute ist, dass wir jederzeit in die "Alte Kantine" einrücken können, um unsere Hintern zu wärmen. Im Gegensatz zu den Leuten, die für irgend ein Konzert in einer langen Schlange stehen und sich von einem Bein aufs andere stellen, als würden sie bereits verhalten tanzen.
Später geht’s heimwärts. Noch kurz eine verrauchte Kellerausstellung in der Kastanienallee inspizieren, angestrengten Jazzern hinter einem Kneipenfenster zuhören und eine Flasche bulgarischen Merlot kaufen. Dann mit den Freunden Fischsoljanka, aufgebackenes Fladenbrot und aufgetaute Dipps verspeisen. Genau das Richtige bei dem Wetter.
Bevor ich auf dem Fußboden einschlafe, stelle ich mir Dostojewski in New York vor.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen