Seiten

Sonntag, 11. Oktober 2015

156 | Heimat


Wegen einer zeitgemäßen Erkältung war ich gestern ein wenig kurzatmig in Brandenburgs Natur unterwegs. Am Himmel kein Wölkchen, auf der Erde nur Sonnenschein. Und der kühle Nachmittag hielt seinen Atem an, um die Deko-Wirkung der Landschaft als Stillleben zu präsentieren.
Ich spürte es ganz deutlich: Da war die letzte Ruhe vor dem nassgrauen Herbstwinter, der sich bis in den März hinein zieht. Also noch einmal farbsatte Eindrücke tanken inmitten durch- und beleuchteter Blätter, Moosgrün, roter Beeren und bunter Pilze.
Dabei erhabene Gedichtfragmente im verschnupften Hirn: von Holderlin („Ihr holden Schwäne ... Ins heilignüchterne Wasser“) bis Rilke („Befiehl den letzten Früchten voll zu sein“). Und immer wieder die innere Rückschau und Positionierung.

Dann die Heimkehr: Das Putzen letzter Maronen und Steinpilze, ein Thymianbad für die Bronchien und ein paar Seiten de Bruyn fürs Gemüt.
Schließlich die Zubereitung der Pilzpfanne, dieses abenteuerlich schlichten Kindheitsessens - mit Zwiebel- und Schinkenwürfeln, Pfeffer, Salz und Petersilie. Essen für Leib und Seele. Denn wo der Duft davon eine Küche erfüllt, wird man nicht nur satt - da ist immer auch Heimat.

Keine Kommentare: