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Samstag, 13. Juni 2015

141 | Eines Tages



Neulich sagte mir jemand, dass angehende Romanautoren über fünfunddreißig keine Chance hätten, einen Verlag oder eine Literaturagentur zu finden. Er hörte in einem Radiobeitrag, dass es entsprechende Untersuchungen gäbe.
Mein erster Gedanke: Quatsch! Qualität setzt sich durch. Und die ist in Romanen älterer Semester wohl eher zu finden. Da genug Zeit vergangen ist, um das Leben auszuloten und das Schreibwerkzeug zu beherrschen.
Mein zweiter Gedanke: Finde den Beitrag im Internet.
Aber ich fand nichts. Und hielt an meinem ersten Gedanken fest.
Doch wer sagt mir, dass mein Romanerstling, von dem ich nach wie vor überzeugt bin, die Qualität besitzt, die er braucht, um gedruckt und gekauft zu werden? Reicht das Urteil meiner Testleser? Reicht meine Schreibkompetenz?

Der Roman entstand, nachdem ich ein Kindheits-Erlebnis mit einem Zeitungsbericht vereint hatte. Das war die Initialzündung, die kreative Befruchtung. Und daraus erwuchs und gedieh etwas Neues. Etwas, das gefühlt schon immer da war und lebte, nun aber raus wollte.
Als ich das überarbeitete Manuskript in meinen Armen hielt, nachdem es mich über Jahre beschäftigt hatte, war ich erleichtert, stolz und glücklich. Was auch sonst. Wie Mutter und Vater in einem. Doch ahnte ich nicht, wie schwer es sein wird, einen Agenten für mein Baby zu finden. Jemanden, der auch geschäftlich daran glaubt, es liebevoll lektoriert und optimiert.

So heißt es immer noch warten. Und den Dornröschenschlaf meines Geisteskindes behüten. Aber eines Tages - das glaube, weiß und fühle ich - wird es erwachen, den Mund weit öffnen und von sich hören lassen.

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