Der heutige Sonntag hat seinem Namen alle Ehre gemacht. Ich war im Brandenburgischen und durchstreifte den Wald. Sah Ameisenhaufen, eine Eidechse, einen Hasen und den ausgehöhlten Rest von Ringelnatz´ „Blindschl“.
Und weil ich an Borges´ Gedicht „Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte“ und den Wunsch, mehr barfuß zu laufen, dachte, zog ich kurzerhand die Schuhe aus und ging über Stock und Stein, Gras und Moos und leider auch so manchen Kienapfel.
Mir fiel Thoreaus „Walden“-Projekt ein und - beim Anblick einer verlassenen Baumhütte - die Kletterbäume meiner Kindheit. Ich fand die Idee für eine Erzählung und vertiefte mich darin, bis ich von heranbrummenden Juni-Käfern weitergetrieben wurde.
Plötzlich, neben dem halb überwachsenen Pfad, der Schrei eines Vogels, eines Jungvogels, welcher flugunfähig und verängstigt ins Gesträuch hüpfte und mich von dort aus mit riesigen Augen ansah. Für eine jugendliche Drossel schien er mir zu groß. Vielleicht war es ein Kuckuck, den man - Ironie des Schicksals - aus dem Nest geworfen hatte. Ich überließ ihn sich selbst und zog auf sonnenfleckigen Wegen weiter durch zeitlosen Raum, wo es summte und duftete, nach Robinienblüten und frisch geschlagenem Holz. Die noch stehenden Kiefern reckten sich knisternd in den warmen Nachmittag. Darüber, über allen Wipfeln, die gähnend gelassene Ruhe eines himmlischen Blaus.
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