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Donnerstag, 11. April 2002

013 | ***

Gestern Nacht kam im Fernsehen auf ARTE "Music Planet 2Nite". Mit dem "neusten" Best of von The Cure: A Forest, Close to me, Love Song und was das schwere Herz noch so erfreut. Mit jedem Hit kam das Aufbegehren und die Verzweiflung, also die geniale Widersprüchlichkeit eines ewig 15-jährigen, der nur noch mit geschlossenen Augen tanzen möchte, zurück. Boy´s don´t cry. Unerwachsen vorlaut war diesmal bloß der doppelt so alte Betrachter dahinter. Ihn nervte das angeschminkte Fernseh-Schwarzweiß, während Lullaby lief, genauso wie das grinsende Moderatorengequatsche zwischen den Songs. Der Typ glaubte offenbar seltene Kellertiere vorzuführen, die sich 25 Jahre gehalten haben. Aber wie! - Robert Smith als fetter, trauriger Klon eines fetten, traurigen Clowns. Nur während der Interviewsequenzen lachte er ausgesöhnt mit der Welt. Dabei wollte er vor seinem 30. Geburtstag sterben und nach seinem 40. mit der Band Schluss machen. Aber das Leben ist schön! Vor allem für Stars. Und wem werde ich daraus einen Vorwurf machen! Traurig sein als Programm und Marketingstrategie ist für mich vollkommen in Ordnung. Aber ich glaubte auch die echte Trauer wiedererkannt zu haben, gegen die sich Smith mit Kummerspeck und schlabbrigem Schwarz zu wappnen versucht. Und das störte mich. Idoluntauglich selbst als Antiheld. Wie gern würde ich ihn aus seinem gruftig dekorierten Elfenbeinturm zerren und beispielsweise zum Joggen mitnehmen. Real, nicht nur als Stimme bequem auf CD gebrannt. Und wie gern würde ich beim Laufen meine Vermutung äußern, dass er die Scheiße, wie sie meinesgleichen erlebt hat und wie sie an jedem Straßenrand liegt, offenbar nie gerochen habe ... Aber wer weiß, vielleicht meinte der vorurteilige Betrachter gestern Abend nicht wirklich Herrn Smith, sondern einen ewig 15-jährigen. Der aber hatte sich inzwischen müde getanzt und wollte nur noch schlafen. Und was interessierten ihn da die Vermutungen irgendwelcher Pessimisten!

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