Seiten

Dienstag, 5. Februar 2002

010 | Hagen/Rügen

Zum Strandjogging bin ich hier nicht gekommen, dafür zum Wandern, was mehr als Spazierengehen bedeutet. Heute, an meinem letzten Tag, fuhr ich zum Kreidefelsen, genauer: zum Königsstuhl. Kreidefelsen gibt es nämlich einige. Und die sind grauer und bröseliger, als ich dachte. Hatte wohl immer Schultafelkreide im Hinterkopf.
Das Wetter war stürmisch und sah ständig nach Regen aus. Aber das machte nichts, denn von den beiden letzten Tagen lässt sich noch lange zehren. Außerdem passte die nordische Witterung zur schroffen Küste. Das Auto musste ich gut 3 km vor der Aussicht stehen lassen, wobei der Fußmarsch die Parkgebühr ordentlich erhöhte. Überhaupt wird hier für alles Mögliche Geld genommen, selbst für den Blick vom Königsstuhl. Aber was haben die Küstenbewohner sonst schon? Nur ihren Fisch und ihre Touristen. Aber davon lässt sich mitlerweile ganz gut leben.
Für mich war interessant festzustellen, wie sich mein Blick für Fotomotive verschiebt: Suchte ich anfangs witzige Bildgegenstände mit Schnappschussformat und ging dem Postkartenkitsch aus dem Weg, fühle ich mich nun vielmehr wie ein Caspar David Friedrich mit Digi-Cam. Hier eine Krüppelkiefer vor dem Abgrund, da eine vom Sturm entwurzelte Buche. Sehr schön. Und immer etwas von den Felsen im Hintergrund. Romantisch schwer und altväterlich pathetisch. Dabei ist mein Herz trotz des Aufstiegs vom Strand leicht wie eine Möwenfeder. Mein Magen allerdings auch.

Keine Kommentare: