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Samstag, 2. Februar 2002

007 | Binz/Rügen

Wenn man sich meine Online-Tagebucheinträge durchliest, könnte man meinen, ich wäre einer jener Daily-Soap-Typen, die für ihren steten Spaß nie arbeiten müssten. Das ist selbstredend nicht so. Leider. Aber deshalb musste ich mal raus aus der Stadt, Ostseeluft schnuppern. Egal wohin. Also Rügen. Die B96 hoch und aufs Geratewohl nach Binz. Das Ostseebad hatte mit Kindheitserinnerungen als Resonanzkörper den besten Klang. Alles weiß, schick und sauber. Mit dem erstbesten Haus gleich Glück gehabt: Pension "Binzer Fischerstübchen" mit angebundener Fischgaststätte. Strandpromenade 64. Für 30 Euro die Nacht absolute Gemütlichkeit und vom Balkon aus etwas Meeresblick.
Kleinen Einkauf fürs Wochenende und – da die hauseigene Gastwirtschaft heute zu hat – ins nächstbeste Restaurant: "Poseidon", in der vertraut klingenden Lottumstraße. Nur der Griechengott passt irgendwie nicht. Genauso wie meine pralle NEUKAUF-Tüte, was aber dann doch egal ist. Hier hat schon Politprominenz von v. Weizsäcker bis Merkel geschmaust, steht in der Karte. Trotzdem ganz anheimelnd, und nur das beeindruckt wirklich: Auarien zwischen lindgrün lasiertem Holz und sparsam arrangiertem Ostseemythos. Der Kellner ist allerdings ein etwas zu lauter Lafer des Nordens. (Der Mann am Nachbartisch ordert ihn unsicher antiquiert mit: "Herr Ober!") Wenn seine schablonenhafte Hofierung der Gäste persönlicher und dennoch distanzierter wäre, wäre es perfekt. Das kleine Glück vor mir ist es zumindest: gebratene frische Flundern mit Bratkartoffeln. Dazu ein Jever vom Fass. Herz, was willst du mehr!

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