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Mittwoch, 23. März 2005

077 | Ostergeschwafel

Ins Osterwochenende schleppen und kurz kurzatmig auf der Couch sitzen. Ein Auge zum Himmel, ein Ohr dem Wetterbericht. Naja. Wird schon. Alles eingekauft? Oder sich als Besuch angekündigt? Super! Kann also losgehen. Wer sich nach dem Luftholen vor dem Fernseher die Wunden leckt, ist selber schuld. Von morgens bis abends die üblichen Verdächtigen: Winnetou verbrüdert sich mit James Bond und die Dornenvögel fliegen auf, wenn die Titanic sinkt. Kreuzweise quergesehen. Alle Jahre wieder wird die Auferstehung des Heidenspaßes gefeiert. Da kann der Papst leben und leiden, was er will: Das Märtyrertum ist zum Islam konvertiert, die Besinnlichkeit hat es sich im Weihnachtsmannsack gemütlich gemacht. Ostern gehört allein den Hasen und anderen spaßigen Aktivisten. Den Osterspaziergängern zum Beispiel (Gibt es eigentlich noch Ostermärsche?). Wer allerdings den Goethe´schen Osterspaziergang aus der Schublade, wo auch der Weihnachtsklimbim lagert, holt, sollte nur den Mund aufmachen, wenn Ironie statt Pathos dabei herauskommt. Wo war ich stehen geblieben? Egal, weiter:
Ich werde mich im Garten Verwandter nützlich machen. Körperlicher Ausgleich für ein gutes Gefühl. Statt ProSieben: Kompost sieben, Baum fällen, Stubben roden, Teich anlegen. Oder so. Oder die Hälfte von allem. Dann ein Bier leeren und den Grill anschmeißen ("Angrillen!"). So einfach bleibe ich gestrickt nach all den klugen Büchern, Gedanken und Worten, die mich bisher und bis hierher begleiteten. Kein Weltverbesserer oder wenigstens Vegetarier mit interessanten Karotten-Marotten ist aus Mutters Bestem geworden. Nur einer, der zu geben und nehmen weiß, zu arbeiten und zu genießen. Ist das schon der Sinn des Lebens oder bloß das Leben zwischen dem Sinnen und der Sinnlosigkeit? Sorry, ich will hier niemanden langweilen, also weiter:
In Rand-Berlin zeigen sich wieder die Kroküsschen auf den kackbraunen Mittelstreifen der Bundesstraßen. Dazwischen ein paar Blitzer, mal auf Stativen, mal in Mülltonnen. So phantasievoll ist die Polizei im osterlichen Verstecken und - wo selbst anwesend - Begrünen der Landschaft. Blitz! Ein Erinnerungsfoto von der Fahrt nach jwd ("janz weit draußen"), die dem Berliner schon immer irgendwie teuer war.
Ein Foto, wenigstens das; weil sich doch so schnell vergisst, wie der Frühling riecht, wo der Baum im Garten stand und was man Ostern so gemacht hat.

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