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Dienstag, 19. März 2002

012 | Frühjahrsgedanken

Der Berliner Senat hält eine Marathonsitzung ab, um sportiv den Schulden davonzulaufen. Man sei schon auf der Zielgeraden, heißt es im Radio. Ein übler Vergleich, da er sich einzig auf das Senatorensitzfleisch im Ruhezustand bezieht. Freunde von mir haben ein ähnlich stagnierendes Problem: finden einfach keinen Job, oder verlieren ihn gerade. Während die Pioniere aus den Provinzen mit Goldgräberstimmung im Gepäck in die gelobte Hauptstadt ziehen, um ihren Claim abzustecken oder wenigstens in der Oranienburger einen Sitzplatz zu ergattern. Oder weil es in Thüringen mal wieder schneit, während hier Kroküsschen am Straßenrand wachsen und selbst Puritaner in Flirtstimmung bringen. Ob überarbeitet oder Pleite, man gönnt sich das luxuriöse Motto: Hey, was soll´s, es ist Frühling. Und tatsächlich, über dem Zieleinlauf stehts: FRÜHLING. Egal wie verlustreich der Winter war, wir haben es gleich geschafft. Frühling – das kann uns keiner nehmen! Und so setzt die Sonne körpereigene Drogen frei. Und weil die nichts außer unseren Verstand kosten, kaufe ich dafür mit verklärtem Blick bei ALDI Spargel & Erdbeeren. Wider besseres Wissen. Doch wenn man zur Feier des Tages eine Flasche Sekt entkorkt, denkt man schließlich auch nicht an den folgenreichen Kater. Und wer weiß, ob man sich Sekt nächsten Monat noch wird leisten können. Stop! Bloß nicht jammern! - Wenn die Karten auch längst verteilt sind und außer den ALDI-Brüdern jeder über sein "mieses Blatt" klagt, so bleibt doch die Hoffnung auf ein "Neues Spiel, neues Glück". Von wegen "rien ne vas plus ..." – Alles geht! Oder läuft oder fährt mit dem Rad ins Berliner Umland. Denn das kostet nix.