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Montag, 21. Februar 2000

Nachts in aller Stille

Wohl hinter jeder freien Lichtung
Bleibt über Tag der Wald zurück,
Nur nachts wächst er in alle Richtung
Und alle Seelen Stück für Stück.

Schon naht die ernste Dämmerstunde,
Sie schlägt um Einlass an ein Herz
Und lässt so manche alte Wunde
Zur Ader mit vertrauter Terz.

Ein Celloton streicht durch den Wald,
Worin der Wind sein Licht verweht.
Der Mond gibt sich im Dunkeln Halt,
Weil er in seiner Mitte steht.

Die Bäume stützen sich auf Schatten
Und müden Wurzeln, weltalltief.
Die Vögel, die sie mittags hatten,
Sind fort, weil man sie heimwärts rief.

Kehr´n sie zurück ins schwarze Holz -
Wie aufgebäumter letzter Wille
Zersägt mit morgengrünem Stolz
Der Wald das Licht in aller Stille.