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Donnerstag, 25. Oktober 2018

196 | Regentag

Gestern hat es den ganzen Vormittag über geregnet. Gegen halb elf, als es mal nur tröpfelte, gingen wir zum Frühstücken an den Hafen. Und danach? Ein kurzer Bummel durch den Ort und eine Tischreservierung bei Manolis. Eigentlich wollte er um sechs in die Berge zur Jagd, aber nicht, wenn die unbefestigten Straßen nass sind. Wir verstanden und zogen uns zurück in die Zimmer, wo gerade die Putzfrau wischte. Als sie weg war, chillten wir bis zum Nachmittag.
Die Jungs übten mit den Kombolois und stöberten im Internet, ich las „Good Home“-Storys von T.C. Boyle. Dann schlenderten wir noch einmal runter, um in einem Straßencafé etwas zu trinken und die Touristen zu beobachten, die auch keinen rechten Tagesplan zu haben schienen. Aber auch das ist Urlaub: einfach mal nichts machen und sich treiben lassen. Wo sollten wir auch hin? Das Regengebiet hatte laut WetterApp die ganze Insel im Griff.


Um sechs, als einige letzte Sonnenstrahlen durchkamen, zogen wir erneut zum Hafen, machten Fotos und begaben uns ins „Ilios“. Meine Zwillinge ließen sich von Susanne Penne mit Hackfleischbällchen zubereiten, ich nahm die letzte Hasenportion und mein Großer Zicklein. Davor gab es Tzatziki mit Brot, danach Weintrauben und Raki.
Manolis hatte Schmerzen. Er litt unter Mikroorganismen, wie Susanne erklärte, die immer kurz vor dem Aufplatzen weh tun. Armer Manolis. Bei unserer Ankunft am Sonntag hatte er Zahnschmerzen. Doch am nächsten Tag war alles gut, da er sich den Zahn mit einer Zange selbst gezogen hatte. Keine Ahnung, ob das stimmte. Zuzutrauen wäre es ihm auf jeden Fall.
Bevor wir gingen, bat mein Großer einen am Nebentisch sitzenden alten Einheimischen namens Dimitri, ein Handy-Foto von uns zu machen. Dimitri stand auf, ließ sich erklären, wo er rauftippen musste und setzte seine Brille ab. Dann hielt er sich eine ganze Weile das Smartphone vors Gesicht, und seine wässrigen, leicht schielenden Augen verglichen immer wieder das angezeigte Bild mit uns Statisten dahinter. Als wir das Foto zu sehen bekamen, war es unscharf. Und als Dimitri seine Brille aufgesetzt hatte und sich das Handy geben ließ, um sich das Bild selbst anzuschauen, kam er ans Kreuz und löschte es.

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