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Sonntag, 25. März 2018

185 | Agia Galini 2018

Gestern Nachmittag kamen meine Freundin und ich wieder auf Kreta an. Erneut nur mit Handgepäck. Für eine Woche geht das sehr gut. Mit dem Mietauto fuhren wir die anderthalb Stunden von Heraklion nach Agia Galini und checkten in der gebuchten Ferienwohnung mit Meeresblick ein. Wie ruhig und leer es hier Ende März ist, dachten wir, und wie grün die Landschaft bereits aussieht. Viele Tavernen haben noch geschlossen, vor allem die am Strand. Noch wird Kreta von kräftigen Frühlingswinden heimgesucht und nicht von Touristen, noch saugt sich die Insel für die sommerliche Durststrecke mit Regen voll.
Gleich nach einem kleinen Supermarkteinkauf gingen wir zum „Ilios“. Von weitem sah es zu aus, aber dann entdeckten wir drei einzeln sitzende Gäste in dem Kafenio - und Manolis, der gerade aus der Küche kam. Genau wie vor fünf Monaten erkannte er mich beziehungsweise uns am Anfang nicht wieder.
Und während ich ihm auf die Sprünge half, bog - als wären keine anderthalb Jahre vergangen - Susanne ums Eck. Was für eine Überraschung! Sie wusste sofort, wer wir waren, und nun umarmten wir vier uns recht herzlich. Seit einer Woche ist sie mit ihrer Mopsdame wieder da. Und die teilt sich ihr Hundekörbchen mit einem hinkenden Lamm, das Manolis´ Jagdhund halb verhungert in den Bergen fand.

Zum Fischen fährt Manolis mittlerweile auch wieder raus, und so konnte er uns fangfrische Rotbarben braten. Dazu gab es lauwarme „Stamnaghati“, eine wilde Zichorienart, die auf Deutsch „stachelige Wegwarte“ heißt und beim Pflücken tatsächlich unangenehm sein muss. Manolis findet die Pflanze, welche gedünstet wie eine Mischung aus Spinat und grünen Meeresalgen aussieht, in den Bergen. Sie soll gesund und auf Kreta sehr beliebt sein, schmeckte aber - selbst mit Zitrone und Olivenöl beträufelt -  vor allem bitter.
Dass Manolis Andrea und mich in den nächsten Tagen mal zur „Chorta“-Ernte mitnehmen will, freute uns dennoch. Wir lieben diese Art von Urlaub. Und im Herbst, wenn ich mit meinen drei Söhnen hier sein werde, will er mit uns ja auch fischen gehen.
Nach dem Essen wurde eine Flasche Raki niedergemacht und ausgiebig geklönt. Einen Tag vor unserer Anreise soll es auf Kreta wie auf dem Mars ausgesehen haben. Alles war voller rotgelbem Wüstenstaub aus der Sahara, der von Afrika herübergeweht wurde. Schlagartig waren dabei die Temperaturen auf bis zu 27 °C angestiegen. Da ist mir der kühle Regen, der draußen auf die neue Markise prasselte, lieber.
Als ich Susanne nach Kreta-Klaus fragte, von dem ich alles in seinem Blog gelesen hatte, erfuhr ich, dass sie ihn recht gut kannte. 2014, kurz bevor er auf seiner Lieblingsinsel starb, sahen sie sich noch. Susanne hatte auch eines seiner Bücher im „Ilios“: „Kreta - Der Autoreiseführer“ - und lieh es mir aus. Aber erst, als wir gestern Abend mit Honig als Geschenk in der Ferienwohnung zurück waren, entdeckte ich den von Kreta-Klaus vorn hineingeschriebenen Widmungsfluch:
„Dieses Buch gehört Susanne + Manolis und darf nicht aus dem Ilios entfernt werden. Wer es dennoch tut, wird für alle Zeiten im untersten Stockwerk der Hölle schmoren! Klaus Eckhardt“

Ich hoffe, das gilt nur bei Diebstahl, lieber Klaus …

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