Seiten

Freitag, 21. Oktober 2016

169 | Arkadi und Margarites

6. Tag

Nach einem Frühstück am Hafen, das satt, aber nicht glücklich macht, fahren wir nach Norden, zum Kloster Arkadi.
Die berühmte, heute mönchslose Anlage, die ich 1992 schon besuchte, stammt aus dem Mittelalter. Vor genau 150 Jahren hatten 300 griechische Widerstandskämpfer gegen die türkischen Besatzer Kretas mit 700 Frauen und Kindern bei den Mönchen Schutz gesucht.
Nachdem die Türken Arkadi belagert und am 9. November gestürmt hatten, gab der Abt den Befehl, das Pulvermagazin zu sprengen.
Dabei kamen Hunderte Kreter und Türken ums Leben. Einige Opferschädel sowie die Locke einer aus den Trümmern gezogenen Frau kann man bis heute besichtigen.




Nach einem Rundgang unter bedecktem Himmel fahren wir weiter nach Margarites, einem Bergdorf, in dem traditionell getöpfert wird.
Neben den offenen Ateliers gibt es hier viele romantisch anmutende Häuserruinen.
Häufig mit halb herausragenden Lochsteinen neben den Eingängen, wo früher Esel festgebunden wurden.
Als wir in einer Taverne Rast machen, entdecke ich das Renaissanceportal der Arkadi-Klosterkirche in einer Tageszeitung.
Aber auch etwas anderes: einen Destillierapparat für Raki (hier „Radschi“ ausgesprochen) gleich hinter der Terrasse.
Gekühlt und gefiltert läuft das böse Zeug in einen metallenen Auffangbehälter. Probieren wollen wir es der Serpentinen wegen besser nicht.
Zurück in Agia Galini gehen wir ins „Ilios“, wo uns die Stammgäste mittlerweile zunicken. Moni war tatsächlich mit draußen zum Angeln und zeigt uns die Fotos. Manolis, der wieder nicht viel fing, zeigt uns die Fische, von denen er uns die besten zubereitet.


Frischer geht es nicht. Nach dem Essen setzt er sich zu uns, raucht, trinkt eine Flasche „Mythos“-Bier und  verspricht, mich und meine Söhne nächstes Jahr zum Angeln mitzunehmen. Geld nahm er von Moni dafür übrigens keines. Er tat es einfach so.
Susanne meint, dass sie früher doch oft mit ihm rausgefahren sei. Aber jetzt fehle einfach die Zeit. Morgens stehe sie um sechs auf, öffne um neun das Kafenoin und gehe um zehn schlafen. Alltag auf Kreta. Und wenn die Saison zu Ende ist, fliege sie für sechs Wochen nach Deutschland. Manolis nur für zwei. Er findet die „german people“ zwar netter als die Kreter, aber ihm sei ohne Jagen und Fischen einfach zu langweilig. Das verstehen wir.
Als wir aufbrechen, ist es wieder spät geworden. Vielleicht, weil die Zeit im „Ilios“ schneller vergeht. Vielleicht auch, weil Zeit dort keine Rolle zu spielen scheint.

Keine Kommentare: