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Sonntag, 16. August 2015

153 | Laissez-faire


Sommer in Brandenburg. Ausschlafen, bis ich vom Tellerklappern eines nahe gelegenen Campingplatzes geweckt werde, mir eine Tasse Kaffee aufbrühe, ein wenig schreibe, mir eine zweite Tasse mache, frühstücke und barfuß runter zum See gehe.
Vom Steg aus blinkere ich nach Barschen, beobachte das ferne Treiben an einer Badestelle, einen distanzierten Haubentaucher und eine Ralle. Dann ein Biss mit geringem Widerstand. Der rangekurbelte, herausgehobene Bursche hat seine Stacheln aufgestellt und sieht prächtig aus, ist aber zu klein für eine Mahlzeit und wird vorsichtig ins flaschengrüne Wasser zurückgesetzt. Daraufhin beißt außer der Sonne nichts mehr. Die Haut beginnt zu spannen, Schweiß den Rücken runterzulaufen. Kurzentschlossen lege ich die Rute hin und springe in den See, als wollte ich nachsehen, wo die Fische bleiben. Aber ich will rüber zu den Sandbänken des nördlichen Ufers. Will einmal mehr feststellen, dass es im Sommer fast nichts Schöneres gibt, als durch einen See zu schwimmen, seinen Körper zu spüren, sich frei zu fühlen. Allein und doch nicht allein. Von blauen Libellen, trägen Wolken und sich auflösenden Erinnerungen begleitet.
Wieder zurück werfe ich den Blinker noch etliche Male aus und fange weitere, wenn auch ebenfalls untermaßige Räuber, um sie allesamt zu begnadigen. Dann gehe ich wie Hans im Glück nach Hause, gönne mir im schattigen Garten die Hemingway-Biografie und reichlich Wassermelone.
Was für ein Leben: Keine Verpflichtungen, kein Zeitdruck, kein Handy. Genau wie früher.

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