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Freitag, 23. Juli 1993

Narrenschellen

Das Läuten meiner Narrenschellen
Verstehst du und erträgst es nicht
Wenn andre sich zu uns gesellen
Hältst du mir Masken vors Gesicht

Samstag, 3. Juli 1993

In der Asche keimt die Spreu

Als ein Seemann ohne Steuer
Jage ich den weißen Wal;
Städte fressen meine Heuer,
Unterm Strich bleibt ein Lokal.

Dort bestell ich mir zum Wein
Grätenlos gebratnen Fisch;
Würgend schlucke ich allein
Am für zwei gedachten Tisch.

Jede Kneipe lockt mit Netzen,
Fest geknüpft für jeden Gast;
Nimmt er Abschied, hält er Fetzen
In der Hand nach seiner Rast.

Stirbt die Weisheit auch am Brand –
Traubensaft gebiert sie neu,
Setzt Visionen in den Sand:
In der Asche keimt die Spreu.

Vor mir flirrt der Tresenstrand,
Wartend steigt er wie ein Riff,
Drüber ebbt im Niemandsland
Das Modell von einem Schiff.

Segel blähen sich und tragen´s
Eingestaubt bis auf die See,
Auf dem Grunde meines Magens
Zuckt zerfleischt das Fischfilet.